Carl Spitzweg suchte mit seinen Bildern die Poesie des Profanen einzufangen, und das gelang ihm mit der heiteren Unbeschwertheit eines Künstlers, der seine Inspiration nicht mit der Sorge um das tägliche Brot teilen muss. Der Spätromantiker bewegte sich sicher auf dem schmalen Grat zwischen Verklärung und Spott und schuf ein umfangreiches Werk, das zahllose Betrachter bis heute erfreut.
(...) WeiterlesenCarl Spitzweg - Vermögendes Elternhaus, Ausbildung zum Apotheker
Carl Spitzweg wurde am 5. Februar 1808 als zweiter Sohn des Münchner Händlers und Großbürgers Simon Spitzweg und seiner Frau Franziska geboren. Er wuchs in behüteten Verhältnissen auf, verlor aber bereits im Alter von elf Jahren seine Mutter. Der Vater besaß klare Vorstellungen über den Werdegang seiner Söhne, Carl war eine Ausbildung zum Apotheker bestimmt. Auf der Schule tat sich der künstlerisch begabte Junge zeitweise schwer; obwohl er sich schon früh zur Malerei hingezogen fühlte, folgte er dem väterlichen Willen und begann bei Franz Xaver Pettenkofer eine Lehre in der Königlich-Bayerischen Hofapotheke in München. Im letzten Jahr seiner Lehre starb auch der Vater, ab 1929 arbeitete Carl Spitzweg ein Jahr lang in der Löwenapotheke in Straubing, wo er regen Verkehr mit Malern und Theaterleuten pflegte. Nach einem Studium der Botanik, Chemie und Pharmazie, das er mit Auszeichnung bestand, galt er als praktisch zugelassener Apotheker und arbeitete als solcher etwa ein Jahr lang, ehe er sich, begünstigt durch die Zuweisung eines umfangreichen Erbteils, ganz für eine Laufbahn als Maler entschied.
Als Maler ein Autodidakt, zahlreiche Studienreisen
Carl Spitzweg erhielt als Maler nie eine ordentliche Ausbildung. Sein Talent förderte er durch scharfe Beobachtung und zahlreiche Studienreisen, die er über viele Jahre hinweg nach Dalmatien, Venedig, Paris, London, Antwerpen, Frankfurt und Heidelberg unternahm. Dabei wurde er zeitweise von dem befreundeten Landschaftsmaler Eduard Schleich begleitet. 1939 entstand Spitzwegs berühmtestes Bild, Der arme Poet, das auf unnachahmliche Weise bereits alle Vorlieben und Eigenheiten des Meisters auszeichnete. Bei der zeitgenössischen Kritik kam es indes nicht sehr gut an, man wertete es als "Verhöhnung der Poesie" und lehnte eine Ausstellung ab. 1844 wurde Carl Spitzweg Mitarbeiter bei den Freien Blättern, für die er zahlreiche humoristische Zeichnungen beisteuerte. Ein großer Erfolg war für Carl Spitzweg die Teilnahme an der Weltausstellung 1867 in Paris, die ihm viel Lob von Kritikern einbrachte. Seine zahlreichen Bilder, die er oft im Kleinformat auf die Deckel von Zigarrenkisten malte, fanden eine wachsende Käuferschaft.
Satire ohne Schrecken, Meister der Farbe
Keinem anderen Künstler gelang es wie ihm, die Sehnsucht nach einer vermeintlich "guten alten Zeit" zu wecken und sie gleichzeitig mit augenzwinkernder Ironie als träumerische Illusion zu entlarven. So sehr er auch auf menschliche Schwächen und gesellschaftliche Verfehlungen einging, wahrte er doch immer eine Distanz zu den wirklichen Abgründen, die er auch in seinen spöttischsten Darstellungen sorgfältig aussparte. Das alles tat Carl Spitzweg mit einem einmaligen Gespür für Farben, das er ausgerechnet seiner Kenntnis der Pharmazie verdankte – seine Farbmischungen erwiesen sich als besonders beständig und sein Blau wies eine Intensität auf, die man sonst nirgends findet.
Carl Spitzweg starb am 23. September 1885 im Alter von 77 Jahren in seiner Münchner Wohnung an einem Schlaganfall. Obwohl er zu Lebzeiten durchaus gewisse Anerkennung erwarb und vor allem das zu neuer Kaufkraft gekommene Bürgertum für sich gewann, erreichte sein Werk erst nach dem Zweiten Weltkrieg die Popularität, die es bis heute genießt.
Carl Spitzweg - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: