Annelies Strba - Kommunikation mit der Kamera
Annelies Strba wurde am 7. Oktober 1947 in Zug in der Schweiz geboren. Im Alter von 14 Jahren begann sie mit dem Fotografieren, lieh sich dazu die preisgünstig angeschaffte, technisch wenig anspruchsvolle Kamera der Eltern. Es war Liebe auf den ersten Klick: Wenn ihre Altersgenossen ausgingen und das Leben genossen, streifte Annelies Strba lieber allein umher und suchte nach passenden Motiven. Sie fotografierte Mauern, Straßen, Bäume. Dabei erkannte sie rasch, dass in der Fotografie ihre Berufung lag. Auf Wunsch ihrer Mutter sollte sie zwar eine Grundbildung zur Kauffrau absolvieren, doch ihre tränenreichen Proteste erreichten schließlich ein Umdenken: Annelies Strba durfte die bereits begonnene Lehre abbrechen und eine Ausbildung zur Fotografin machen. Für Strba wurde die Kamera schon früh zu einem Mittel der Kommunikation, mit dem sie Zugang zu ihrer individuellen Lebenswirklichkeit fand. Meist fotografiert sie blind, drückt mit geschlossenen Augen den Auslöser, so dass dem Augenblick der Aufnahme immer auch etwas Unkontrolliertes und Überraschendes innewohnt.
Knipsen ohne Ziel und Konzept
Annelies Strba kennt keinen künstlerischen Ehrgeiz. Das Fotografieren sei für sie eine Art von Alltagsbewältigung, sagt die Künstlerin selbst. Sie fotografiert vor allem ihre Familie, gegenüber anderen, fremden Objekten fühlt sie sich gehemmt. Fotografie und Familienleben sind bei Strba untrennbar miteinander verbunden: Schon als Kind wollte sie einen Künstler heiraten und mit ihm viele Kinder haben. Drei sind es geworden, zwei Töchter und einen Sohn, und sie waren die ersten und liebsten Motive der Mutter, die ohne Ziel und Konzept die häusliche Unordnung des liebevollen Familienlebens in den damals engen finanziellen Verhältnissen im Bild festhielt. Viele Aufnahmen entwickelte Strba zunächst nicht einmal, es ging ihr nur um das Fotografieren an sich: Sie wollte nur knipsen, erklärt sie in der Rückschau. Der Erfolg dieser Bilder kam 1990 überraschend mit einer Einzelausstellung in der Kunsthalle Zürich.
Experimente mit Bewegtbildern
Annelies Strba sieht sich trotz ihrer fotografischen Anfangserfolge nicht als Fotografin. Die Kamera sei nur ein mögliches Medium, um die Bilder aus ihrem Inneren hervorzubringen. Längst bedient sie sich anderer Technologien, ihre Videoinstallationen erzeugen einen Bilderrausch, der das faszinierte Publikum vor Rätsel stellt. Aber Annelies Strba kennt selbst die Antwort nicht: Ihre Bilder seien ein Geheimnis, das sie selbst nicht lösen könne – sie entstünden durch spontanes Experimentieren, durch Zauberei. Obwohl ihre jüngeren Arbeiten, für die sie sich auch der modernen Digitaltechnik bedient, zahlreiche Verfremdungen und Verzerrungen aufweisen, bleibt inmitten des Farbrausches noch immer das Persönliche, Unperfekte zu erkennen, das für Strbas Arbeiten charakteristisch ist. Für einen kleinen Skandal sorgte das 1985 entstandene Foto Sonia in the Bath, das die 12-jährige Tochter der Fotografin nackt aus einer frontalen Perspektive in der Badewanne zeigte und von Kritikern deshalb als Kinderpornografie eingestuft wurde. Ihr Galerist wurde verhaftet und Scotland Yard ermittelte, bis das Verfahren letztlich ohne Ergebnis eingestellt wurde. Für Strba war die ganze Aufregung indes lächerlich und nicht nachzuvollziehen.
Annelies Strba lebt heute mit ihrer Familie in einem alten Haus in Richterswil am Zürichsee.
Annelies Strba - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden:
Annelies Strba -
WOZ
Annelies Strba -
WOZ