Wenn ein Künstler bevorzugt blutjunge, heranwachsende Mädchen nackt fotografiert, dann bleiben hitzige Kontroversen nicht aus. Bislang hat sie Jock Sturges, der Amerikaner, der seine Modelle zum Großteil an europäischen Nacktbadestränden findet, unbeschadet überstanden.
(...) WeiterlesenJock Sturges - Aktfotografien mit psychologischer Note
Jock Sturges wurde 1947 in New York geboren. Nachdem er in der United States Navy von 1966 bis 1970 als Sachverständiger für die russische Sprache Dienst getan hatte, studierte er Fotografie und Wahrnehmungspsychologie in San Francisco. Seit den 1970er Jahren verbrachte er viel Zeit an den FKK-Stränden in Kalifornien, Spanien und vor allem in Montalivet in Frankreich, lernte dort verschiedene Familien kennen und fotografierte sie und ihre Kinder. Jock Sturges betont stets, dass es ihm dabei nicht um die Darstellung von Erotik und Sexualität gehe, sondern die natürliche Schönheit der Kinder und jungen Frauen im Vordergrund stehe. Mit dem Verweis auf sein Studium der Psychologie stellt er fest, dass er die meiste Zeit seines Lebens nicht fotografiere, sondern Beziehungen knüpfe und pflege, die dann letztlich in seiner fotografischen Arbeit aufgingen. Tatsächlich gehören die meisten Modelle zu seinem Freundes- und Bekanntenkreis und werden über viele Jahre von ihm mit der Kamera begleitet. Die Kalifornierin Misty Dawn porträtierte er von Kindesbeinen an bis ins Erwachsenenalter, machte ihre körperliche Entwicklung für sein Publikum erfahrbar und schuf damit ein Stück moderner Kunstgeschichte.
Schwarz-Weiße Sommermelancholie mit seltenen Farbtupfern
Jock Sturges gehört für seine Bewunderer zu den wenigen Fotokünstlern, die es verstehen, die Ästhetik des menschlichen Körpers mit der Anmut und Unberührtheit der Natur zu verschmelzen, ohne dabei auf eine gewollte Inszenierung zu setzen. Durch diesen Fokus auf Natürlichkeit hebt sich Jock Sturges auch von Kollegen wie David Hamilton ab, die ihre jungen Modelle ganz bewusst in einem erotischen und anregenden Kontext präsentieren. Der überwiegende Teil der Bilder ist in zurückhaltendem Schwarz-Weiß gehalten, gelegentlich mischen sich aber auch sanfte Farbfotografien in das Oeuvre von Jock Sturges. Oft fotografiert er im Licht der Nachmittags- und Abendsonne, profitiert von den langen Schattenwürfen, die seinen Bildern im Verbund mit den Grautönen die bittersüße Melancholie der zu Ende gehenden freien Sommerzeit verleihen. Folgerichtig nannte der Künstler eines seiner Fotobücher auch The Last Days of Summer.
Polizeiliche Hausdurchsuchungen und hitzige TV-Debatten
Jock Sturges sah sich durch seine Motivwahl häufig mit anhaltenden Kontroversen konfrontiert. Einen Höhepunkt erreichten die Auseinandersetzungen, als sein Büro im Jahr 1990 von Beamten des FBI durchsucht und seine Ausrüstung beschlagnahmt wurde. Die Vorwürfe der Kinderpornografie konnten letztlich nicht in ausreichendem Maß untermauert werden, um die zuständige Grand Jury zu überzeugen, sodass Sturges sein Eigentum zurückerhielt und seine Arbeit fortsetzen durfte. Auch in zahlreichen TV-Debatten musste der umstrittene Fotograf sein Verständnis von Kunst und seine Beziehung zu den oft jungen Modellen erklären. Inzwischen sind die Werke von Jock Sturges in den großen Museen der Welt zu sehen, darunter das Metropolitan Museum of Art und das Museum of Modern Art in New York, die Bibliothèque nationale de France und das Museum für Moderne Kunst in Frankfurt.
Jock Sturges lebt und arbeitet in San Francisco.
Jock Sturges - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: