Do Ho Suh

Do Ho Suh, geboren 1962 in Seoul in Südkorea, kam als Sohn des berühmten koreanischen Künstlers Suh Se-Ok schon früh mit der Welt der Kunst in Berührung. Sein Vater galt in den 1960er Jahren als treibende Kraft einer künstlerischen Bewegung, die die traditionelle Tuschemalerei mit neuen Sinngebungen und Konzepten füllte, wobei man umfassend aus den abstrakten Strömungen der westlichen Kunstszene schöpfte. Do Ho Suh selbst verbrachte seine Kindheit in Seoul und wollte zunächst Meeresbiologe werden, doch fehlten ihm die dafür nötigen guten Zensuren, so dass er sich schließlich an einer Kunsthochschule einschrieb. Dort erwarb er einen Master-Abschluss in traditioneller koreanischer Malerei, und nachdem er zwei Jahre lang seinen Militärdienst abgeleistet hatte, zog Do Ho Suh in die USA, um seine künstlerische Ausbildung fortzusetzen. Für Suh brachte die räumliche Distanz zu seinem übermächtigen Vater eine Art Befreiung mit sich: Die ständigen Vergleiche entfielen, er konnte zum ersten Mal seine eigene kreative Sprache entwickeln.

Do Ho Suh unternahm zahlreiche Reisen, auf denen er stets sein Skizzenbuch mit sich führte, um die sich ihm bietenden Motive spontan festzuhalten und als Anregungen und Impulse für spätere Werke zu nutzen, eine Vorgehensweise, die er sich bereits während seines Studiums angeeignet hatte. Weg und Ziel sind gleichrangig; der Künstler hat so auch eine frühere Schwäche, seine Abneigung gegen das Reisen, in eine Stärke verwandelt. Suhs Kunst bezieht sich von Anfang an stark auf den Raum, gerade sein Frühwerk war so stark in die Umgebung integriert, dass es dem Betrachter häufig kaum möglich war, das Kunstwerk als solches auszumachen. Die berühmtesten Werke des Künstlers sind selbst Räume: Aus Nylon und Seide ließ Do Ho Suh maßstabsgetreue Räumlichkeiten aus seiner persönlichen Biografie nähen. Der einzigartige, durchsichtige Seidenstoff spielte eine wiederkehrende Rolle in Suhs Arbeit: Für den Künstler verkörpert sie eine wichtige Verbindung zu seinen koreanischen Wurzeln.

Do Ho Suh ist in seinem Schaffen bemüht, die beiden Kulturen, die ihn geprägt haben und die ihm zur doppelten Heimat geworden sind, die koreanische und die amerikanische, zu verbinden und gleichzeitig ihre Grenzen zu hinterfragen. Ihn fasziniert die Idee zweier Tore, die in denselben Raum führen, dessen Identität sich aus den Einflüssen beider Richtungen speist. Seit den 1990er Jahren ist Suh eine feste Größe in der New Yorker Kunstszene, 1997 erhielt er seinen Master of Fine Arts in Bildhauerei von der renommierten Yale University. Er bespielte zahlreiche Einzelausstellungen auf der ganzen Welt, sein Werk hat Eingang gefunden in die Sammlungen bedeutender Museen und Galerien, darunter das Museum of Modern Art in New York, die Tate Modern in London und das Museum of Contemporary Art in Tokio. Do Ho Suh repräsentierte sein Heimatland Korea auf der Biennale von Venedig im Jahr 2001.

Do Ho Suh lebt und arbeitet abwechselnd in London, New York und Seoul.