Fedot Vasilievich Sychkov

Fedot Sychkov - Studium in St. Petersburg trotz widriger Verhältnisse

Fedot Sychkov wurde am 13. März 1870 in Kowylkino, damals zum Russischen Kaiserreich gehörend, heute Teil der Republik Mordwinien, geboren. Er verlor seine Eltern im Kindesalter und wuchs in ärmlichen und entbehrungsreichen Verhältnissen auf. Nach erfolgtem Schulabschluss widmete er sich verstärkt seiner künstlerischen Ausbildung. Er arbeitete in einer Ikonenwerkstatt, malte Ikonen und Porträts der ansässigen Bauern. Für einen Nachbarn, den General Ivan Arapov, schuf er im Jahr 1892 eines seiner bekanntesten Frühwerke, das Bild Gründung des Bahnhofs Arapovo. Arapov zeigte sich beeindruckt vom Talent des jungen Künstlers und ermöglichte ihm den Besuch einer Kunstschule in St. Petersburg. Dort verfeinerte Fedot Sychkov seine Fertigkeiten und erregte Aufsehen mit einem äußerst gelungenen Porträt seiner jüngeren Schwester Yekaterina Sychkova. Sein unübersehbares Maltalent öffnete ihm schließlich die Türen zur Kaiserlichen Kunstakademie. Ein wichtiges Vorbild in dieser Zeit war Ilja Jefimowitsch Repin, der für viele junge Künstler dieser Zeit ein Idol darstellte.

Gefeierter Porträt- und Naturmaler

Fedot Sychkov widmete sich während seiner Studienzeit zwar intensiv der in Russland sehr geschätzten Schlachtenmalerei, erkannte aber bald, dass seine Berufung auf dem Feld der Porträt- und Genremalerei lag. Nach Abschluss seines Studiums kehrte er in seine Heimat zurück und machte das alltägliche Dorfleben zu einem zentralen Thema seiner Kunst. Um die Jahrhundertwende galt er als ein meisterhafter Porträtmaler, dessen Dienste gern in Anspruch genommen wurden. Ein besonderes Interesse brachte Fedot Sychkov Kindern entgegen, die er mit viel Einfühlungsvermögen ins Bild setzte. Vor allem aber interessierte den Künstler das Zusammenleben des Menschen mit der Natur, das ein beherrschendes Motiv in seinem gesamten Oeuvre darstellt. Sychkovs bevorzugte Farbpalette bewegte sich von einem hellen Gelbgrün bis hin zu dunkleren Blautönen, die er gekonnt dazu nutzte, die von ihm ernstlich empfundene und bewunderte Schönheit der russischen Natur mit all ihren Besonderheiten im Sommer wie im Winter darzustellen.

Einzigartige Darstellungen in konventioneller Komposition

Fedot Sychkov verdankte es nur seiner großartigen künstlerischen Begabung, dass er den ärmlichen Verhältnissen, in die er hineingeboren wurde, entkommen konnte. Auch auf dem Gipfel seines Ruhmes vergaß er seine Wurzeln nicht: Das Leben der einfachen Menschen war ihm als Motiv das liebste, doch porträtierte er nicht ihr Elend und ihre Mühe, sondern weit häufiger ihre Freude und ihre Feste. Seine Bilder der unteren Schichten sind keine Sozialkritik und keine Idealisierung, sondern die intensive und liebevolle Würdigung einer Welt, die dem Künstler sehr vertraut war und die trotz aller Ärmlichkeit und aller Entbehrung ihre Lebensfreude und ihre Zuversicht nicht verloren hatte. Da die Mordwinier auch während der Sowjetzeit noch ihre traditionelle Kleidung trugen, stellen die Skizzen und Bilder von Fedot Sychkov neben ihrem künstlerischen Wert auch ein einzigartiges dokumentarisches Vermächtnis dar. Obwohl die Bilder in ihrer Komposition durchaus den Erfordernissen der Stalinzeit entsprachen und weitgehend auf Neuerungen verzichteten, gelang es Sychkov auf einzigartige Weise, den zahlreichen dargestellten Figuren ihren eigenen Charakter zu belassen.

Fedot Sychkov starb am 3. August 1958 in Saransk.