Dorothea Tanning

Dorothea Tanning - Das Malen brachte sich Tanning selbst bei

Dorothea Tanning wurde am 25. August 1910 in Galesburg im US-Bundestaat Illinois geboren. Die zweite von drei Töchtern erhielt eine gute Schulbildung, arbeitete nach ihrem Abschluss für einige Monate in der Stadtbücherei von Galesburg und besuchte schließlich von 1928 bis 1930 das Knox College. Die wachsende Sehnsucht nach einer künstlerischen Karriere bewog Dorothea Tanning dazu, das College und ihre Heimat zu verlassen und über Chicago, wo sie 1930 gerade drei Wochen lang an der Kunstakademie studierte, nach New York zu ziehen. Dort schlug sie sich als Werbegrafikerin durch und beschritt nebenbei den autodidaktischen Weg zur Malerei. In New York kam Dorothea Tanning zum ersten Mal mit dem Surrealismus und dem Dadaismus in Berührung, als sie die von Alfred Barr organisierte Ausstellung Fantastic Art, Dada and Surrealism im Museum of Modern Art besuchte. Die dort ausgestellten Bilder prägten ihr Kunstverständnis ganz erheblich. 1941 heiratete sie den Schriftsteller Homer Shannon, mit dem sie zuvor acht Jahre lang liiert gewesen war.

Surrealistische Traumbilder des Weiblichen

Dorothea Tanning nahm 1943 mit ihrem rätselhaften Selbstporträt Birthday an der ausschließlich Malerinnen vorbehaltenen Ausstellung Exhibition by 31 Women in Peggy Guggenheims Galerie Art of this Century teil und lernte bei dieser Gelegenheit Guggenheims Ehemann, den Maler Max Ernst, kennen, den sie 1946 heiratete – in einer Doppelhochzeit mit Man Ray und Juliet Browner in Beverly Hills. Einen Freund und Förderer fand Dorothea Tanning in dem Galeristen Julien Levy, der ihr 1944 und 1948 zwei Einzelausstellungen vermittelte. Die Inspiration für ihre traumartigen, durchweg figurativ gehaltenen Bilder schöpfte sie vor allem aus den gotischen und romantischen Geschichten, die sie während ihrer Zeit als Bibliothekarin in Galesburg gelesen hatte. Ganz in der Tradition des Surrealismus schenkte sie dabei den Details größte Beachtung, wobei ihre erotischen Darstellungen mit der Zeit weniger explizit und mehr subtil wurden. In den 1950er Jahren gerieten ihre Bilder zunehmend fragmentierter – sie selbst beschrieb es als ein »Zersplittern ihrer Leinwände«. In den 1960er Jahren entwickelte sie sich nahezu vollständig zur Abstraktion hin, auch wenn die weibliche Form ein inhärentes Element ihrer Arbeit blieb.

Eine zunehmend künstlerische Betätigung

Dorothea Tanning schuf neben ihren Gemälden auch Bühnenbilder und Kostüme für Ballettaufführungen, erstmals für das 1946 aufgeführte Night Shadow (La Sonnambula) von George Balanchine. Außerdem setzte sie ihr Interesse an der Literatur auch praktisch um und verfasste über ihr gesamtes Leben hinweg eigene Geschichten und Gedichte, noch als 100-Jährige legte sie im Jahr 2011 ihren zweiten Gedichtband Coming to That vor. 1959 nahm Dorothea Tanning an der Documenta II in Kassel teil. In den 1970er Jahren legte sie eine mehrjährige Malpause ein und konzentrierte sich auf das dreidimensionale Arbeiten mit Collagen aus Stoff, betätigte sich als Druckgrafikerin und Bildhauerin. Ihr Mann Max Ernst schuf ihr zu Ehren bis zu seinem Tod 1976 36 D-Paintings als Liebeserklärungen zu Geburtstagen, Hochzeitstagen und Jubiläen. In jedem dieser Bilder ist der Buchstabe D enthalten.

Dorothea Tanning starb am 31. Januar 2012 in New York City.