Fred Thieler glaubte daran, dass die Kunst die Dinge zum Guten verändern und die trügerische Sicherheit falscher Ideologien überwinden könne. Als einer der Pioniere des deutschen Informel trug er maßgeblich zur Entwicklung eines neuen Kunstverständnisses in der deutschen Nachkriegszeit bei.
(...) WeiterlesenFred Thieler - Medizinstudent, Soldat, Untergrundkämpfer und Maler
Fred Thieler wurde am 17. März 1916 in Königsberg geboren. Der Sohn des Schuldirektors Richard Thieler begann 1937 ein Medizinstudium an der Albertus-Universität, konnte dieses aber nicht beenden, weil er zum Militärdienst eingezogen und nach Polen und Frankreich geschickt wurde. Die jüdische Abstammung seiner Mutter Lina, geborene Miserowitz, führte 1941 zu seiner vorzeitigen Entlassung aus der deutschen Wehrmacht sowie zu einem strengen Verbot der Weiterführung seines Studiums. Unter nationalsozialistischer Beobachtung stehend, besuchte Fred Thieler in München die privat geführte Malschule Die Form von Hein König, musste aber bald in den Untergrund gehen und schloss sich dem Kreis der Widerstandskämpfer um den Maler Marc Zimmermann und der Gruppe der Weißen Rose an. Thieler brachte seine Mutter heimlich nach München und versteckte sie bis zum Ende des Krieges. In den letzten Kriegstagen bot er außerdem einem aus der Militärstrafanstalt in Nürnberg entflohenen Häftling Asyl. Erst nach Ende des Krieges konnte sich Fred Thieler wieder der Malerei widmen.
Studium bei Karl Caspar, Mitglied der Gruppe ZEN 49
Fred Thieler studierte von 1946 bis 1950 in München an der Akademie der bildenden Künste Malerei bei Karl Caspar; in dieser Zeit entstanden seine ersten abstrakten Bilder. Im Jahr 1952 erfolgte seine Aufnahme in die 1949 gegründete Künstlergruppe ZEN 49, deren Einsatz für einen künstlerischen und moralischen Neuanfang Thieler schon früh entschieden unterstützte; bereits 1950 hatte er als Gast an einer Gemeinschaftsausstellung der ZEN-49-Künstler teilgenommen. Anfang der 1950er-Jahre lebte Fred Thieler zeitweise in Paris, wo er im Atelier 17 bei Stanley William Hayter arbeitete. In Paris kam es zum Kontakt mit bedeutenden Modernisten wie Hans Hartung, Serge Poliakoff und Pierre Soulages. Wieder in Deutschland wurde Thieler Mitglied der Neuen Gruppe München und schließlich im Deutschen Künstlerbund. Als Professor lehrte er in Berlin und Minneapolis, 1978 trat er der Neuen Darmstädter Sezession bei sowie der Akademie der Künste, in der er zeitweilig als Vizepräsident fungierte.
Vielfache Auszeichnungen, rege Ausstellungstätigkeit
Für seine Kunst erhielt Fred Thieler Preise und Ehrungen, darunter das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. Er selbst stiftete einen nach ihm benannten Kunstpreis, der bis heute von der Berlinischen Galerie zweijährlich vergeben wird und mit 10.000 Euro dotiert ist. Zweimal, 1959 und 1964, nahm Thieler an der Documenta in Kassel teil. Zuvor war er bereits mit Erfolg Gast auf der Biennale in Venedig gewesen, neben Größen wie K. R. H. Sonderborg, Emil Schumacher, K. O. Götz und Rolf Cavael. 1967 beteiligte er sich am deutschen Pavillon der Weltausstellung in Montreal. 1989 schuf Thieler für das Residenztheater in München das großformatige Deckengemälde Nachthimmel, das den Zuschauerraum auf symbolische Weise nach oben hin öffnet.
Fred Thieler starb am 6. Juni 1999 in Berlin. Seine 1958 geborene Tochter G. L. Gabriel-Thieler ist ebenfalls Malerin.
Fred Thieler - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: