Walasse Ting war ein Wanderer zwischen zwei Kulturen, der mit seiner Verschmelzung von östlicher und westlicher Kunst ein breites Publikum begeisterte. Charakteristische Motive für den chinesischen Künstler sind Frauenakte, Katzen und Vögel, die er in leuchtenden Acrylfarben auf Reispapier malte.
(...) WeiterlesenWalasse Ting – Die künstlerischen Anfänge lagen in der Straßenkunst
Walasse Ting wurde am 13. Oktober 1929 in der bezirksfreien Großstadt Wuxi in der chinesischen Provinz Jiangsu geboren. Seine Kindheit verbrachte er im 125 Kilometer entfernten Shanghai. Nach chinesischer Tradition spiegelt der Vorname eines Kindes die Eigenschaften wider, die ihm seine Eltern wünschen, darum erhielt Walasse Ting den Namen Hsiung Chuen, was so viel wie ›mächtige und überfließende Quelle‹ bedeutet. Tatsächlich sprudelte die Inspiration bereits in Walasse Tings frühester Jugend, er malte und zeichnete, doch nicht allein auf Papier, sondern mit Vorliebe auf den Bürgersteigen Shanghais, die er mit Kreidebildern verzierte. Zwar besuchte er kurzzeitig die Kunstakademie von Shanghai, aber bereits nach einigen wenigen Stunden erkannte er, dass ihm die akademische Lehre nichts zu bieten hatte. Der leidenschaftliche Straßenkünstler blieb also ein Autodidakt, als der er 1946 China verließ, um nach Hongkong zu ziehen, das zu dieser Zeit noch britische Kronkolonie war und als Ausland galt. Nachdem er hier einige seiner Werke ausstellen und sogar mehrere Aquarelle an amerikanische Kunstsammler verkaufen konnte, zog er 1952 voller Zuversicht weiter nach Paris.
Gleichberechtigter Austausch zwischen Ost und West
Walasse Ting fand in Paris schnell Zugang zu Künstlerkreisen, wollte sich aber keiner bestimmten Bewegung anschließen. Eine besondere Nähe entwickelte sich zu dem belgischen Maler Pierre Alechinsky, einem Mitglied der länderübergreifenden avantgardistischen Künstlergruppe CoBrA, der sich sehr interessiert an den von Walasse Ting verwendeten chinesischen Maltechniken zeigte und sich in ihrem Gebrauch unterrichten ließ. Walasse Ting selbst verstand sich als ein moderner chinesischer Maler in Paris, er war nicht als Schüler gekommen, sondern als vollwertiger Künstler, der auf Augenhöhe mit anderen Künstlern zusammenarbeiten wollte, um östliche und westliche Strömungen miteinander zu verbinden. Er suchte gleichberechtigten Austausch, nicht einseitige Unterweisung: Während er Alechinsky in Kalligrafie unterwies, versuchte er sich selbst an der ihm noch wenig vertrauten Ölmalerei. Neben dem Belgier zählten auch der niederländische Maler Karel Appel und der dänische Künstler Asger Jorn zu Walasse Tings Freunden. Nach vielfältigen Erfolgen in Paris zog der Künstler 1957 weiter nach New York.
Internationale Erfolge mit farbenreichen Gemälden
Walasse Ting ließ sich in New York zunächst vom vorherrschenden Abstrakten Expressionismus inspirieren, fand aber unter dem Einfluss der aufkommenden Pop Art schließlich zu dem Stil, der ihn weltberühmt machte: figürliche Darstellungen von nackten Frauen, Pferden, Vögeln und Katzen in kräftigen, leuchtend fluoreszierenden Farben. Mit dieser Art zu malen feierte er in den 1970er, 1980er und 1990er Jahren große Erfolge in Europa und den USA; 1970 wurde er mit einem Guggenheim-Stipendium bedacht. Neben seiner bildenden Kunst betätigte sich Walasse Ting auch als Dichter und veröffentlichte 13 Bücher, die zu seinen Bildern oft auch lyrische Texte enthielten. 1974 erhielt er das amerikanische Bürgerrecht, 1975 übernahm er eine Professur an der ehrwürdigen Harvard University. 1986 eröffnete er ein Atelier in Amsterdam und arbeitete seitdem abwechselnd dort und in New York. 2002 erlitt der Künstler eine Hirnblutung, die ihm für den Rest seines Lebens jede künstlerische Betätigung unmöglich machte.
Walasse Ting starb am 17. Mai 2010 in New York City.
Walasse Ting - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden:
Walasse Ting und
Kurt R. Hoffmann Sonderborg
Walasse Ting
Walasse Ting
Walasse Ting