Gert und Uwe Tobias sind eine Ausnahmeerscheinung auch in der an schillernden Persönlichkeiten reichen Kunstszene: Das schöpferisch tätige Zwillingspaar greift gerne auf Motive aus seiner Heimat Rumänien zurück, setzt ganze Bilder aus Schreibmaschinenbuchstaben zusammen und hat eine eigene Holzschnitttechnik entwickelt.
(...) WeiterlesenGert und Uwe Tobias - Mit großformatigen Holzschnitten von Kronstadt über Bonn nach New York
Gert und Uwe Tobias wurden 1973 im rumänischen Brașov (Kronstadt) geboren. Im Alter von 13 Jahren kamen die Brüder nach Deutschland. Ihr gemeinsames Interesse an der Kunst führte sie für das entsprechende Studium nach Mainz zu Winfried Virnich und nach Braunschweig zu Walter Dahn. Zum ersten Mal in das Licht einer breiteren Öffentlichkeit traten die Künstlerbrüder im Jahr 2004 als Peter-Mertes-Stipendiaten des Bonner Kunstvereins. Mit der aus mehreren großformatigen Holzschnitten bestehenden Serie Come and see before the tourists will do – The Mystery of Transsylvania nahmen Gert und Uwe Tobias Bezug auf den wohl populärsten Mythos ihres Heimatlandes: Der Vampir Dracula gehört seit dem gleichnamigen Roman von Bram Stoker weltweit zum Allgemeingut, und so wundert es nicht, dass die aus Rumänien stammenden Künstler zunächst auf dieses vertraute Thema referierten. Obwohl die Transsylvania-Phase inzwischen abgeschlossen scheint, hat sie den Brüdern den Durchbruch beschert und Gert und Uwe Tobias bis nach New York in das Museum of Modern Art geführt.
Motive aus Folklore und aktuellem Zeitgeschehen
Gert und Uwe Tobias haben für ihre Holzschnittdrucke auf Leinwand eine eigene Technik entwickelt und damit international für Furore gesorgt. Die Künstler bewegen sich mit großer Sicherheit und ganz unerschrocken auf dem schmalen Grad zwischen Kunst, Handwerk und Unterhaltung, beherrschen den souveränen Brückenschlag von der dekorativen Illustration hin zur abstrakten Deutung. Das Kölner Atelier der Brüder erinnert mitunter an die versteckte Werkstatt eines ebenso genialen wie eigenbrötlerischen Erfinders – oder an die Küche einer alchemistisch begabten Hexe. In der Tat hat es etwas Abgründiges, Geheimnisvolles und Undurchschaubares, wenn Gert und Uwe Tobias ihre durchweg originellen Collagen zusammensetzen; es entsteht ein energiegeladenes Gebräu aus der Erinnerung des Individuums und Motiven des kollektiven Gedächtnisses. Dabei sind es nicht nur Themen der Folklore, sondern auch zeitgenössische Sujets, der sich die Brüder annehmen – so geschehen bei der Ausstellung Auf, die anlässlich der Ruhrtriennale das in der Region wichtige und viel diskutierte Ende des Braunkohleabbaus künstlerisch verarbeitete.
Jeder für sich, immer zusammen – Zwillingsbrüder als Künstlerpaar
Gert und Uwe Tobias bringen ihr brüderliches Verhältnis immer wieder in ihre Kunst mit ein, spielen ein kreatives Doppel, bei dem der eine Bruder auf die Akzente des anderen reagiert. Mit der Zeit hat sich diese Arbeitsweise bewährt und eingespielt; dabei arbeiten die beiden eineiigen Zwillinge jedoch nie gemeinsam an einem einzigen Werk, sondern erstellen ihre Holzschnitte jeweils allein – die gegenseitige Inspiration führt so zu ganzen Serien, deren einzelnen Teile miteinander in regem Diskurs stehen. Über Jahre hinweg war der exzessive Einsatz von Farbe ein Markenzeichen der Zwillinge, doch in jüngeren Arbeiten haben sich Gert und Uwe Tobias auch bewusst auf Grautöne beschränkt. Grau fasziniert die Künstler wegen der präzisen Licht- und Schattenführung und der immanenten Ambivalenz aus Helligkeit und Dunkelheit.
Gert und Uwe Tobias leben und arbeiten in Köln.
Gert und Uwe Tobias - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: