Serge Vandercam ließ sich als Künstler nicht festlegen, sondern betätigte sich als Fotograf, als Maler, Bildhauer und Keramiker, immer bestrebt, bestehende Barrieren einzureißen und Brücken zwischen den unterschiedlichsten Disziplinen zu bauen, um seiner Inspiration einen neuen, eigenen Ausdruck zu verleihen.
(...) WeiterlesenSerge Vandercam - Die Entdeckung der Kunst abseits der Wege
Serge Vandercam wurde am 30. März 1924 in Kopenhagen geboren, besaß aber die belgische Staatsangehörigkeit. Seine Beschäftigung mit der Fotografie begann im Jahr 1942, und von Anfang an interessierte er sich für die Auflösung der Wirklichkeit zugunsten einer tiefergehenden Formsprache, die sich aus Traum und Kontemplation speiste. Damit stand er den Surrealisten nahe, zu deren belgischen Vertretern der junge Maler Christian Dotrement gehörte, mit dem Vandercam sich eng befreundete. Als Dotrement sich schließlich der länderübergreifenden Künstlerbewegung CoBrA anschloss, folgte ihm Serge Vandercam, der dabei in Sonderheit die Verweigerung jedweder Spezialisierung und Beschränkung schätzte. Die ausdrückliche Abkehr von den überkommenen Vorstellungen, die Offenheit gegenüber der Kombination scheinbar widerstrebender Stilelemente entsprach ganz den Vorstellungen des jungen Belgiers, der selbst darauf aus war, Barrieren in der Kunst einzureißen. Auch nach dem vorzeitigen Scheitern und der Auflösung von CoBrA blieb Vandercam seinem Kurs treu.
Als zorniger Fotograf gelang der Durchbruch
Serge Vandercam bewies große Lust am Experimentieren und begnügte sich schon früh nicht mit einfachen Fotografien. Er recherchierte, beobachtete und kombinierte: Seine Fotografien bearbeitete er mit chinesischer Tusche und Schnitten, immer auf der Suche nach einer neuen Form des kreativen Ausdrucks. Mit seinen Photogrammen entwickelte er eine eigene Sicht auf die Welt, die er im Jahr 1950 auch auf einer von seinem Freund Dotrement organisierten Ausstellung in Brüssel präsentieren konnte. 1952 erhielt Serge Vandercam den Auftrag, für ein Buchprojekt zeitgenössische Künstler zu fotografieren. Die Begegnung mit den Malern der Moderne verstärkte Vandercams Sehnsucht, die bestehenden Traditionslinien zu verlassen und etwas gänzlich Neues zu kreieren. 1956 setzte er seine ohnmächtige Wut über das Grubenunglück von Marcinelle mit 262 Todesopfern in furiose Bilder um, die ihm den Preis Jeune Peinture Belde sowie große Aufmerksamkeit einbrachten. Vandercam war es auf eindrückliche Weise gelungen, das Entsetzen der Betroffenen und den verzweifelten Protest gegen die nun zutage tretenden Versäumnisse der Verantwortlichen mit seiner Kamera einzufangen.
Ein vielseitiger Künstler in ständiger Bewegung
Serge Vandercam war im Lauf seiner Karriere nie auf die Fotografie beschränkt. In den 1950er-Jahren begann er mit der expressionistischen Malerei und schuf später auch einige Filme. Seine Verbindung mit der belgischen Avantgarde führte zu einer intensiven Beteiligung an der Kunstzeitschrift Phantomas, die zu ihrer Zeit als Antwort auf die offengebliebenen Fragen des Surrealismus verstanden wurde und die Lücke füllen sollte, die nach der Auflösung von CoBrA in der Kunstwelt klaffte. In den 1960er-Jahren galt Serge Vandercam als etablierter Künstler, war auf zahlreichen Ausstellungen vertreten und bewegte sich in einem wachsenden Netzwerk bedeutender Größen der Kunstszene. Gemeinsam mit seinem Freund Joseph Noiret zeichnete Serge Vandercam für Ausgestaltung der Brüsseler Metrostation Joséphine-Charlotte verantwortlich. Mit dem belgischen Schriftsteller Hugo Claus, der ihm zuvor eines seiner Gedichte gewidmet hatte, schuf Vandercam eine Serie von Keramiken.
Serge Vandercam starb am 10. März 2005 in Wavre.
Serge Vandercam - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden:
Serge Vandercam -
Bois
Große Vase. Gelbguß. Spätes 19. Jh.