Victor Vasarely - Studium bei Sándor Bortnyik, erste Gehversuche als Gebrauchsgrafiker
Victor Vasarely wurde am 9. April 1906 als Gyözö Vásárhelyi in der ungarischen Bischofs- und Universitätsstadt Pécs geboren. Zunächst studierte er in Budapest Medizin, wechselte aber noch vor seinem Abschluss auf die renommierte Zeichenschule Mühely (»Werkstatt«), die Sándor Bortnyik in der Tradition des Bauhauses führte. Zuvor hatte er bereits Malunterricht an der privat betriebenen Podolini-Volkmann-Akademie genommen. Während dieser Zeit lernte Victor Vasarely die Farblehren des deutschen Kunsttheoretikers Josef Albers kennen und machte sich mit den konstruktivistischen Arbeiten des russischen Malers Wassily Kandinsky vertraut. 1930 emigrierte er gemeinsam mit seiner Frau nach Paris, wo er sich als Grafikdesigner für die Werbeagenturen Devambez, Draeger und Havas verdingte und hauptsächlich Poster entwarf. Bei dieser Tätigkeit hatte er reichlich Gelegenheit, mit verschiedenen grafischen Stilen zu experimentieren; sein Interesse galt vor allem den Möglichkeiten zur erfolgreichen Täuschung des menschlichen Auges. Noch vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs konnte er 1944 in der Pariser Galerie Denise René seine frühen Werke ausstellen. Der Erfolg dieser Ausstellung bestärkte ihn in dem Entschluss, seinen Lebensunterhalt als Kunstmaler zu bestreiten.
Die Kunst als normativer Maßstab und Überwindung des Vorhandenen
Hatte Victor Vasarely auf seiner ersten Ausstellung neben den für ihn charakteristischen abstrakten Formen noch figürliche Darstellungen gezeigt, widmete er sich den Folgejahren ganz der Geometrie. 1950 veröffentlichte er anlässlich der ebenfalls bei Denise René stattfindenden Gruppenausstellung Le Mouvement sein kunsttheoretisches Manifest Jaune (»Gelbes Manifest«), in dem er das Kunstwerk als reproduzierbaren und verschiedentlich anwendbaren Prototyp postulierte. Aufgabe der Kunst sei es nicht, die Natur nachzuahmen, sondern sich als künstlich zu begreifen und selbst Neues zu schaffen und so die Natur zu übertreffen. Er selbst folgte seinen Vorgaben und schuf ein vielfältiges Oeuvre aus sich wiederholenden Grundformen und Grundfarben, die er immer wieder neu kombinierte. Bereits in den 1960er-Jahren gewann Victor Vasarely Preise und Auszeichnungen für seine neue Art zu malen, darunter der Guggenheim-Preis in New York. Er war viermal in Folge gefeierter Teilnehmer der Documenta in Kassel.
Die Geometrie in der Natur und der Niedergang der Kunst
Eine wichtige Inspiration für Victor Vasarely war sein Aufenthalt am Strand Belle Isle in der Bretagne. Seine Empfindungen für diesen Landstrich verarbeitete er in einer ganzen Werkserie, die er passend Belle Isle benannte. In diesen Bildern widmete sich Vasarely vorrangig der Geometrie in der Natur, die er für sein Publikum sichtbar machen wollte. Die Kunst von Victor Vasarely begegnet mit ihren verschlungenen geometrischen Formen auch im ganz profanen Alltag: Das berühmte Rauten-Logo des französischen Autoherstellers Renault geht auf einen Entwurf des ungarischen Künstlers zurück. Zum Ende seiner Karriere hin zeigte sich Victor Vasarely ernüchtert über die von ihm mit angestoßene Entwicklung der Kunstszene und beklagte, jeder könne sich heute ein Künstler nennen und jeder Farbfleck werde zum großen Kunstwerk verklärt.
Victor Vasarely starb 15. März 1997 in Paris. Sein Sohn Jean-Pierre Vasarely war unter dem Künstlernamen Yvaral ebenfalls ein erfolgreicher Maler der Op Art.
Victor Vasarely - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: