Massimo Vitali

Massimo Vitali - Erfolgreicher Fotojournalist und Kameramann

Massimo Vitali wurde 1944 im italienischen Como geboren und besuchte das Gymnasium in Mailand. Unmittelbar nach Abschluss seiner Schulzeit übersiedelte er nach London, um dort am London College of Printing Fotografie zu studieren. In den frühen 1960er-Jahren arbeitete er als Fotojournalist und veröffentlichte seine Arbeiten in zahlreichen renommierten Zeitschriften nicht nur in seiner Heimat Italien, sondern in ganz Europa. Während dieser Zeit machte Massimo Vitali die Bekanntschaft des deutschen Literaten Simon Guttmann, der als Geschäftsführer verschiedenen Bildagenturen vorstand und als großer Förderer der Fotografie galt. Guttmann übte großen Einfluss auf Massimo Vitalis Karriere als Fotograf aus und vermittelte dem jungen Mann wichtige Impulse. Zunächst blieb Vitali dem Fotojournalismus treu, konnte seinen Ruf in den 1970er-Jahren erfolgreich festigen, wandte sich aber in den 1980er-Jahren mehr und mehr den bewegten Bildern zu und arbeitete vor allem als Kameramann. Den endgültigen Schritt zur künstlerischen Fotografie machte Massimo Vitali erst spät – beinahe im Herbst seiner Karriere.

Der Massentourismus als künstlerisches Sujet

Massimo Vitali wandte sich etwa im Jahr 1995 der Fotokunst zu. Nach seiner erfolgreichen Tätigkeit als Kameramann bedeutete das für ihn die späte Aussöhnung mit einem Medium, dem er zeitweilig mit großer Skepsis und viel Misstrauen gegenübergestanden hatte. Grund für diese Ablehnung war der wachsende Zweifel gewesen, mit der Fotografie wirklich alle Feinheiten der Realität zu reproduzieren. Diese Sehnsucht hatte allerdings auch die Filmkamera nicht zu stillen vermocht, doch fand Massimo Vitali im künstlerischen Ansatz die inspirierende Lösung für seine Schwierigkeiten: Anstatt die Realität auf ungenügende Weise abzubilden, leuchtete er sie auf künstlerischem Wege aus, nutzte die ungeliebten Verfälschungen jetzt bewusst, um seine Motive in bestimmtem Kontext und gewollter Ausleuchtung zu präsentieren. Es entstanden ganze Serien von Strandbildern, Aufnahmen von Swimming-Pools, Skigebieten, Discotheken und öffentlichen Plätzen, die als Anziehungspunkte für den weltweiten Massentourismus fungierten. Vitali zeigte farbenprächtig und detailliert die kontrastreiche Verflechtung von Menschen und Landschaft.

Menschenmassen verschlucken die Schönheit der Welt

Massimo Vitali entdeckt mit seiner Kunst keine neuen Welten, sondern deckt vielmehr auf, wie die bekannte Welt mit ihren reichen Schätzen von den über sie hinwegströmenden Massen einfach verschluckt wird. Im eigentlichen Sinn sind es Landschaftsaufnahmen, die Massimo Vitali erschafft – die Menschenmassen mit all ihrer Dynamik verlieren sich in der distanzierten Perspektive und werden selbst neugestaltender Teil der im Bild festgehaltenen Welt. Die große Faszination, die von diesen oft monumentalen Bilderstrecken ausgeht, erstreckt sich bis in die renommierten Museen Europas und den USA; Massimo Vitalis Werk findet sich in Madrid, in Paris, in Prato und in New York. Für seine oft spektakulären Panorama-Aufnahmen begibt sich der Künstler auf Podeste in mehreren Metern Höhe und nutzt hochauflösenden Großformatfilm. So wird das Objektiv zum Fotografen zu einem überweltlichen, allsehenden Auge, das gleichzeitig eine fremdartige Intimität erzeugt.

Massimo Vitali lebt und arbeitet abwechselnd in Lucca und Berlin.