Hans Watzek

Hans Watzek wurde am 20. Dezember 1848 als Johann Josef Watzek in Bilin, Böhmen (heute Bílina in Tschechien) geboren. Er ging in Leitmeritz zur Schule und studierte ab 1866 an der Akademie der Bildenden Künste in Leipzig. Für kurze Zeit beschäftigte sich Hans Watzek in der xylografischen Anstalt von Johann Jakob Weber mit dem Holzschnitt, ehe er 1867 nach München ging, dort die Kunstakademie besuchte und weiteren Unterricht an der privaten Malschule von Carl Otto nahm. Ab 1869 bemühte sich Hans Watzek um eine Existenz als selbstständiger Maler und verdingte sich als Zeichenlehrer in Böhmen. 1875 übersiedelte er nach Wien, wo er an der Staats-Oberrealschule das Modellieren und Freihandzeichnen unterrichtete. Zwischen 1888 und 1893 fungierte er als Vorsitzender des Vereins österreichischer Zeichenlehrer und veröffentlichte mehrere Aufsätze in der Zeitschrift für Zeichnen und Kunstunterricht. Zur Fotografie kam er während des Besuchs einer kunstfotografischen Ausstellung im Jahr 1891, auf der ihn die stimmungsvollen Bilder des Fotografen Alfred Maskell stark beeindruckten.

Hans Watzek unternahm noch im selben Jahr mit einer von ihm selbst konstruierten Lochkamera erste fotografische Gehversuche. Er wurde Mitglied im Club der Amateurphotographen in Wien, der sich 1893 in Wiener Camera Club umbenannte und dessen Vorstand er von 1893 bis zu seinem Tod angehörte. Hans Watzek schloss Freundschaft mit seinen Clubkameraden Heinrich Kühn und Hugo Henneberg, mit denen er 1897 den Künstlerbund Wiener Kleeblatt (auch Wiener Trifolium) gründete. Ihre Werke signierten sie mit einem dreiblättrigen Kleeblatt. Die drei Freunde und Kollegen experimentierten vor allem mit dem Gummidruck, den sie durch ihre beharrliche Arbeit entscheidend verbessern konnten. Die erklärte Prämisse des Dreiergespanns war die Gleichwertigkeit der Fotografie gegenüber der Malerei als künstlerische Ausdrucksform; ihren Fotografien eignete darum oft eine gewisse malerische Unschärfe, die dieses Verständnis unterstreichen sollte und insbesondere bei Landschaftsaufnahmen zum Einsatz kam. Nach Hans Watzeks Überzeugung konnte eine Fotografie wie auch ein Gemälde zwei Wahrheiten abbilden: Das, was der Fotograf sah und das, was der Künstler dabei empfand.

Hans Watzek konnte nie von seiner Kunst leben und war darum ein Leben lang darauf angewiesen, als Lehrer zu arbeiten. Das bedeutete, dass ihm in der Praxis viel weniger Mittel und vor allem Zeit für seine fotografische Arbeit zur Verfügung standen, als er benötigt hätte. Auch vor diesem Hintergrund entwickelte er günstige und zeitsparende Techniken für die Aufnahme und Entwicklung seiner Bilder. Seine Kameras konstruierte er aus billigen Materialien wie Pappe mitunter selbst, was ihm gleichermaßen Spott und Bewunderung einbrachte. Sein Freund Heinrich Kühn attestierte ihm, aus dem »Allereinfachsten« das »Allerhöchste« herausgeholt zu haben. Im Verlauf seiner zwölfjährigen Fotografenkarriere konnte Hans Watzek nur 65 Bilder schaffen, zum größten Teil handelt es sich dabei um Unikate und gefragte Sammlerstücke.

 

Hans Watzek starb am 12. Mai 1903 in Wien an den Folgen einer langwierigen Krankheit. Nach seinem Tod löste sich das Wiener Kleeblatt auf und Hugo Henneberg wandte sich von der Fotografie ab.