Anton von Werner schätzte die Tradition: Der deutsche Maler schuf Historienbilder von erstaunlicher Detailfülle und machte aus seiner Verachtung für die Moderne Kunst keinen Hehl. Seine streng konservative Kunstauffassung brachte ihm die Gunst des Kaisers, aber auch viel Kritik ein.
(...) WeiterlesenAnton von Werner - Studium in Berlin und Karlsruhe, Günstling des Kronprinzen
Anton von Werner wurde am 9. Mai 1843 in Frankfurt an der Oder geboren. Der Spross einer preußischen Offiziersfamilie zeigte früh eine musische Begabung, die von seinem Umfeld gefördert wurde. Nach einer erfolgreichen Lehre als Stubenmaler besuchte er ab 1860 die Berliner Akademie der Künste, bereits zwei Jahre später wechselte er nach Karlsruhe, wo Ludwig des Coudres, Carl Friedrich Lessing, Johann Wilhelm Schirmer und Adolph Schroedter seine Lehrer waren. Die Freundschaft mit dem Dichter Joseph Victor Scheffel brachte ihn in Kontakt mit dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm, der ihn 1871 einlud, im Spiegelsaal des Versailler Schlosses der Proklamation des Deutschen Reiches beizuwohnen. Dieses Ereignis verarbeitete Anton von Werner in einer ganzen Reihe von Bildern, die zu den berühmtesten seines Gesamtwerks zählen. Bereits zuvor hatte Friedrich Wilhelm dem Maler ermöglicht, im Hauptquartier der vom Kronprinzen selbst befehligten III. Armee das Ende des Deutsch-Französischen Krieges zu beobachten und künstlerisch festzuhalten.
Vielbeschäftigter und hochgeehrter Hofmaler des Kaisers
Anton von Werner konnte aufgrund seines ausgezeichneten Verhältnisses zu Kronprinz Friedrich Wilhelm wichtige Verbindungen zum Reichskanzler Otto von Bismarck, zum Generalstabschef Helmuth Karl Bernhard von Moltke und vor allem zu Kaiser Wilhelm knüpfen. Der Kaiser schätzte von Werners Malweise und machte ihn zu seinem ersten Berater in allen Kunstfragen. Anton von Werner wurde zu einem der meistbeschäftigten Künstler des Kaiserreichs, ließ sich in der Reichshauptstadt Berlin nieder und heiratete Malvine Schroedter, die Tochter seines früheren Lehrers Adolph Schroedter und der Malerin Alwine Schroedter. Für sein Werk erhielt Anton von Werner Preise und Auszeichnungen, darunter den Roten Adlerorden I. Klasse mit Band und den Titel Rat I. Klasse, der ihm die Anrede »Exzellenz« zubilligte. Auf ausdrücklichen Wunsch Bismarcks war von Werner in Zusammenarbeit mit Lorenz Gedon den deutschen Auftritt auf der Weltausstellung in Paris 1878 aus; er stellte das Eisenwalzwerk des von ihm als Größeren verehrten Adolph Menzel in den Mittelpunkt.
Umstritten und kritisiert: Vom einstigen Ruhm blieb wenig
Anton von Werner malte in einem beinahe fotografischen Stil ohne eine tiefere Deutungsebene. Seine häufig reproduzierten Historienbilder gelten als wirklichkeitsgetreue Dokumentationen mit begrenztem künstlerischem Wert. Bereits zu Lebzeiten brachte ihn sein starres Festhalten an diesem Malstil im Verbund mit seiner harschen Ablehnung der Modernen Kunst (worin er sich mit seinem Gönner Kaiser Wilhelm völlig einig war) in heftigen Konflikt mit anderen Malern und der Kunstkritik, so war von Werner an vorderster Front in den »Fall Munch« verwickelt, den heftigen Streit um eine Ausstellung norwegischen Vorexpressionisten Edvard Munch. Trotz seiner unbestreitbaren handwerklichen Meisterschaft verblasste deshalb der Ruhm des Künstlers, der als wichtigster Vertreter des Wilhelminismus galt. Trotzdem sollte er zu seinem 70. Geburtstag im Jahr 1913 mit einer großen Retrospektive geehrt werden, die aber nicht zustande kam, weil der streitbare Jubilar sich den Inhalt der Ausstellung nicht vorschreiben lassen wollte. Im Nationalsozialismus wurde Anton von Werner geächtet, da seine Verbindung zur Monarchie und dem jüdischen Bürgertum als Frevel galt; nach dem Krieg waren es vor allem linke Kritiker, die sein »chauvinistisches« Werk ablehnten.
Anton von Werner starb am 14. Januar 1915 in Berlin.
Anton von Werner - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: