Fritz Wotruba - Ausbildung zum Graveur, Bildhauerstudium bei Anton Hanak
Fritz Wotruba wurde am 23. April 1907 in Wien geboren. Er war das jüngste von acht Kindern eines tschechisch-ungarischen Immigrantenehepaars. Sein Interesse an der Kunst erwachte während seines Aufenthalts in einem Franziskanerkloster in der slowenischen Seehafenstadt Koper. Die dort zu besichtigende geistliche Kunst beeindruckte ihn tief, insbesondere eine Abbildung von Judith und Holofernes. Zunächst absolvierte Fritz Wotruba eine Ausbildung zum Stanzengraveur und kopierte zu Studienzwecken die Zeichnungen berühmter Meister, dabei vor allem Werke von Michelangelo. Sein Entschluss, Bildhauer zu werden, fiel bei dem Besuch eines Aktkurses an der Wiener Kunstakademie. In der Klasse von Anton Hanak lernte er die jüdische Kaufmannstochter und Bildhauerstudentin Marian Fleck kennen. Das Paar heiratete und Marian gab ihre eigene Künstlerkarriere zugunsten ihres Mannes auf. Schon in der Frühphase seines Wirkens verzichtete Fritz Wotruba zunehmend auf die Ausführung von Details und neigte zu einer deutlichen Streckung seiner menschlichen Darstellungen, wie sie neben seinem Lehrer Hanak auch bei Egon Schiele zu beobachten war. Neben Hanak und Schiele hinterließen Gustav Klimt, Oskar Kokoschka, Wilhelm Lehmbruck und Georg Minnes Spuren in der künstlerischen Entwicklung Fritz Wotrubas.
Gefeierte Ausstellungen, Umgang mit den Künstlergrößen seiner Zeit
Fritz Wotruba löste sich immer stärker von den überkommenen Formen seiner Lehrer und fand zu einem eigenen Stil, der zunächst noch dem Realismus verhaftet blieb. 1931 widmete ihm das Essener Folkwang-Museum eine Einzelausstellung, in der Folge war er auch auf Ausstellungen im Kunsthaus Zürich und der Biennale in Venedig vertreten. Eduard Leisching, der Direktor des Wiener Museums für Gegenwartskunst, vermittelte den Verkauf der Bleiguss-Figur Junger Riese an die Stadt Wien. Wenige Monate später musste das Ehepaar Wotruba Wien verlassen und vor den Nationalsozialisten nach Zürich fliehen. Der Maler Carl Moll bewegte Fritz Wotruba zur Rückkehr und vermittelte ihm mehrere Aufträge, unter anderem für ein Denkmal zu Ehren des Komponisten Gustav Mahler, das allerdings verworfen wurde, und ein Grabmal für die Opernsängerin Selma von Halban-Kurz. Wotruba schuf zu diesem Zweck eine nackte Frauenstatue, die von der empörten Wiener Öffentlichkeit sogleich wieder entfernt und für die nächsten Jahre im blickdichten Gebüsch verborgen wurde. Weitere Förderung erfuhr Fritz Wotruba durch den Architekten Josef Hoffmann. Ausgerechnet in den dunklen, von so vielen Denkverboten überschatteten 1930er-Jahren machte der Künstler die Bekanntschaft vieler freier und beweglicher Geister: Größen wie Hans Erich Apostel, Alban Berg, Herbert Boeckl, Hermann Broch, Elias Canetti, Josef Dobrowsky, Robert Musil und Franz Uhlmann drückten ihre Wertschätzung für den Bildhauer aus, Alma Mahler ließ ihre Tochter Anna Mahler Privatunterricht bei ihm nehmen.
Glanzvolle Nachkriegsjahre und ein umfassendes Vermächtnis
Nachdem das Ehepaar Wotruba unter dem Druck der Verhältnisse 1939 doch noch für mehrere Jahre in die Schweiz emigrieren mussten, wo der Bundesrat Philipp Etter ihnen in vielfältiger Weise zur Seite stand, kehrten Fritz Wotruba und seine Frau Marian 1945 nach Österreich zurück, wo der Künstler ein vielfältiges Engagement für eine neue Kulturpolitik begann und auf eindrucksvolle Weise an frühere Erfolge anknüpfen konnte. Es entstanden zahlreiche prestigeträchtige Objekte auch im öffentlichen Raum, darunter als das ambitionierteste und berühmteste die von Margarethe Ottillinger initiierte römisch-katholische Rektoratskirche "Zur heiligsten Dreifaltigkeit" auf dem Georgenberg in Wien-Mauer. Die im Stil des "Brutalismus" errichtete Kirche besteht aus 152 rohen Beton-Blöcken in unsymmetrischer Schachtelung. Der Künstler wollte nach eigenem Bekunden damit zeigen, dass Armut nicht hässlich sein müsse und auch größte Einfachheit glücklich machen könne.
Fritz Wotruba starb am 28. August 1975 in seiner Geburts- und Heimatstadt Wien.
Fritz Wotruba - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: