Joachim Wtewael war als Maler ein gewandter Erzähler, der einen bildgewaltigen Bogen von biblischen Motiven zu mythologischen Themen schlug, seine Kunst im großen wie im kleinen Format vorzüglich beherrschte und darüber hinaus Inspiration und Geschäftssinn zu gleichen Teilen in sich vereinte.
(...) WeiterlesenJoachim Wtewael war tief verwurzelt in seiner Heimatstadt Utrecht
Joachim Wtewael wurde im Jahr 1566 in Utrecht als Sohn des Glasmalers Anthonis Janszoon Wtewael geboren. Aus dem Schilder-Boeck des Karel van Mander geht hervor, dass Wtewael bis zu seinem 18. Lebensjahr in der Werkstatt seines Vaters arbeitete, ehe er für zwei Jahre in das Atelier des Malers Joos de Beer eintrat. Nach dieser umfassenden Ausbildung begleitete er Charles de Bourgneuf de Cucé, den Bischof von Saint-Malo, nach Padua, wo er zwei Jahre blieb und die italienische Kunst studierte; im Anschluss hielt er sich noch zwei weitere Jahre in Frankreich auf. Den Großteil seines Lebens verbrachte er jedoch in Utrecht, einer der ältesten Städte der Niederlande; dort ist er für das Jahr 1592 als Meister der »Sattlergilde« bezeugt, die zu dieser Zeit in Utrecht auch die Maler vertrat. 1595 heiratete er Christina van Halen; das Paar bekam zahlreiche Kinder, von denen aber nur vier überlebten. Der Sohn Peter Wtewael machte sich selbst einen Namen als Maler.
Erfolgreich als Künstler, Politiker und Geschäftsmann
Joachim Wtewael wurde in die Auseinandersetzungen zwischen Remonstranten und Calvinisten verwickelt; er nahm in dem Streit eine konservative Position ein und saß wie sein Bruder für die Kontra-Remonstranten im Utrechter Stadtrat, zunächst nur vorübergehend; später bedachte ihn Moritz von Oranien mit einem Sitz auf Lebenszeit. 1611 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Lukasgilde von Utrecht. Auch als Geschäftsmann war der große Künstler ausgesprochen erfolgreich: Sein wachsender Wohlstand erlaubte es ihm, immer häufiger als Geldverleiher zu agieren, außerdem betätigte er sich mit viel Geschick als Flachshändler. Obwohl diese Tätigkeit viel Zeit in Anspruch nahm und Joachim von Sandrart bei einem Besuch in Utrecht sehr beklagte, dass der hochbegabte Maler seine Kunst zugunsten des Geschäfts vernachlässige, schuf Joachim Wtewael ein umfangreiches Werk, das ihm als Künstler hohes Ansehen eintrug. Sein Ruf als Meister reichte bis nach Prag, wo Kaiser Rudolf II. persönlich ein Gemälde von Wtewael besaß, das heute im Metropolitan Museum of Art in New York zu bewundern ist.
Joachim Wtewael war fasziniert vom menschlichen Körper
Joachim Wtewael zeigte in vielen seiner Gemälden eine große Faszination nicht nur für biblische und mythologische Motive, sondern auch für den menschlichen Körper, den er mit großer Sensibilität und Präzision darstellte, häufig als Akt. Oft schwingt dabei eine unterschwellige Erotik mit, die sich nur aus der detaillierten und plastischen Darstellung der Physiognomie seiner Figuren speist, die Joachim Wtewael so unnachahmlich abzubilden verstand. Derartige Elemente arbeitete er selbst in seine eher moralisierenden als heroisierenden Bibelgemälde ein; bei vielen seiner Mythenszenen boten sich die entsprechenden Motive ohnehin an.
Joachim Wtewael starb am 1. August 1638 in seiner Geburts- und Heimatstadt Utrecht. Das dort ansässige Centraal Museum besitzt auch die größte Sammlung seiner Werke, einschließlich eines Selbstporträts. In den 1990er-Jahren beschäftigte das kleinformatige Bild Heilige Familie die internationalen Gerichtshöfe, als die Bundesrepublik Deutschland ihren Besitzanspruch auf das als Beutekunst in die Sowjetunion verbrachte Werk geltend machte.
Joachim Wtewael - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: