Hans Zatzka

Hans Zatzka wurde am 8. März 1859 als Johann Franz Čačka in Breitensee geboren. Er war der jüngere Bruder des Architekten Ludwig Zatzka (1857–1925), der Urgroßonkel der Wiener Schauspielerin Hilde Sochor (1924–2017) und der Ururgroßonkel des Schauspielers und Regisseurs Paulus Manker (*1958). Hans Zatzka studierte von 1877 bis 1882 an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Carl von Blaas (1815–1894), Christian Griepenkerl (1839–1916) und Carl Wurzinger (1817–1883). Nach seinem Studium arbeitete Hans Zatzka als freischaffender Maler in Wien und erhielt bald öffentliche Aufträge. Im Alter von 26 Jahren schuf er ein Deckenbild mit Quellennymphen für das Kurhaus Baden bei Wien. Zahlreiche weitere Aufträge erhielt er durch die Vermittlung seines Bruders Ludwig Zatzka, der als Stadtbaumeister bestens vernetzt war. Er malte zahlreiche Altarbilder und Kirchenfresken, widmete sich später aber auch Auftragsarbeiten für kommerzielle Verlage. Als wegweisend gilt seine Kunst im Bereich des profanen Schlafzimmerbilds.

Hans Zatzka fertigte für seine Gemälde keine vorbereitenden Skizzen an, sondern malte direkt frei auf die Leinwand. Zu seinen bevorzugten Motiven gehörten religiöse und mythologische Stoffe, aber auch Szenen aus den Opern von Richard Wagner (1813–1883). Häufig standen ihm seine erste Frau und die beiden gemeinsamen Töchter Modell. Seine Spezialisierung auf anmutige Frauenfiguren, Amoretten, Madonnen, Nymphen und Schutzengel erwies sich als vorteilhaft, als sich ein entsprechender Markt für das Kleinbürgertum entwickelte und ganze Bilderfabriken in die Massenproduktion gingen. Für die Kunstanstalten May AG schuf Hans Zatzka nach klar vorgegebenen Kriterien ganze Serien sogenannter »Reigenbilder«, »Traumbilder« und »Kahnbilder. Auf seinen Altar- und Kirchenbildern erschienen oft auch die Auftraggeber oder wichtige Persönlichkeiten wie der Wiener Bürgermeister Karl Lueger oder der Kirchenpatron Karl Borromäus. Zatzka malte bis ins hohe Alter und erreichte eine beachtliche Produktivität, die durch die Serienvervielfältigung vieler Bilder noch gesteigert wurde.

Hans Zatzka nutzte im Verlauf seiner künstlerischen Karriere mehrere verschiedene Pseudonyme, darunter P. Ronsard, das sich auf den französischen Dichter Pierre de Ronsard (1524–1585) bezog, der mit Joachim du Bellay (1522–1560) die Gruppe La Pléiade um sich versammelt hatte. Ein weiteres Pseudonym war Joseph Bernard, das jedoch in keinem Zusammenhang stand zu dem französischen Bildhauer gleichen Namens. Für seine Kunst erhielt Hans Zatzka Preise und Auszeichnungen, so wurde er 1880 mit der Goldenen Fügermedaille geehrt. Um das Bild Blumenreigen, das Zatzka für seinen Sammler und Förderer Felix Freund gemalt hatte, entspann sich ein Urheberrechtsstreit, weil der Künstler zuvor ein ähnliches Motiv mit dem Titel Elfenreigen als Auftragsarbeit für den Drucker Adolf May angefertigt hatte. Der Streit zog sich bis an das Reichsgericht in Leipzig und ging zugunsten Hans Zatzkas aus, als festgestellt wurde, dass es sich um zwei verschiedene Kunstwerke handelte.

 

Hans Zatzka starb am 17. Dezember 1945 in Breitensee.