Marten de Vos, zugeschrieben - ALLEGORIE DER PATIENTIA - image-1

Lot 1118 Dα

Marten de Vos, zugeschrieben - ALLEGORIE DER PATIENTIA

Auktion 1002 - Übersicht Köln
17.11.2012, 00:00 - Alte Kunst (1000. Auktion)
Schätzpreis: 25.000 € - 30.000 €
Ergebnis: 26.840 € (inkl. Aufgeld)

Marten de Vos, zugeschrieben

ALLEGORIE DER PATIENTIA

Öl auf Leinwand (doubliert). 76 x 108 cm.

Das bislang verschollene Gemälde war über einen Katalog der Düsseldorfer Galerie Stern von 1935 überliefert. In seiner Monographie über Marten de Vos hat es Armin Zweite 1980 den "zugeschriebenen" Werken zugeordnet, weil es ihm seinerzeit nicht möglich war, das Bild im Original zu prüfen. Allerdings sah er in seiner Komposition und in Einzelformen viele Parallelen mit gesicherten Werken des M. de Vos. Er datierte es in die Zeit um 1585. Es ist auch Zweites Verdienst, das korrekte Bildthema identifiziert zu haben. Während es im Katalog von 1935 noch als "Christus und die gefesselte Seele" genannt wurde, konnte er anhand von Stichen aus der Zeit belegen, dass es sich eindeutig um eine "Allegorie der Patientia“ handelt.
Dargestellt ist eine auf Stroh sitzende nackte weibliche Gestalt, die an Felsen gekettet ist. Rechts von ihr liegt ein totes Kind und eine leere Schale, während links der Johannesknabe segnend auf das Licht des Heils hinweist. Kleinere Bildszenen im Hintergrund zeigen brennende Häuser, ein untergehendes Schiff und einen Überfall.
Den Legenden der Stiche mit diesem Bildrepertoire, die auf Werke von Jacob de Backer und Marten de Vos selbst zurückgehen, entnehmen wir die Symbolik der Patientia-Allegorie: Die Erlösung des Menschen ist gewiss, wenn er im Elend geduldig und standhaft bleibt. Vor dem Hintergrund der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in den Niederlanden am Ende des 16. Jahrhunderts, hat das Motiv eine besondere Brisanz. Im weiteren Sinne ist „Patientia“ in dem Bilder-Kontext der „Schrecken des Krieges“ zu sehen.
Marten de Vos zählt zu den produktivsten und bedeutendsten Malern Antwerpens, die in der Zeit politischer Umwälzungen sowie sozialer und religiöser Unruhen in den Niederlanden während der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts tätig waren. Stilistisch gehört unser Bild zu jenen wenigen Kompositionen des Malers, die einen relativ großen Landschaftsraum zeigen - wie etwa „Die Verstoßung der Hagar“ (Zweite Abb. 10), der "Entführung Europas" (Zweite Abb. 55) oder der "Heilige Hieronymus in der Einöde" (Zweite Abb. 82).

Laut schriftlicher Bestätigung des „New York State Banking Department's Holocaust Claims Processing Office“ (HCPO) in Abstimmung mit dem „Max Stern Art Restitution Project” vom 4. September 2012 besteht auf dieses Gemälde kein Restitutionsanspruch.

Provenienz

Galerie Stern, Düsseldorf (Ausst.-Kat. "Gemälde Alter und Neuer Meister", 22.6.-31.8.1935, S. 20, Nr. 77). - Rheinische Privatsammlung.

Literaturhinweise

A. Zweite: Marten de Vos als Maler, Berlin 1980, S. 177 ff. und S. 329, Kat. Nr. Z14, Abb. 156.