Max Slevogt - Frau Lewin (Bildnis Helen Koslowsky-Lewin) - image-1

Lot 205 Rα

Max Slevogt - Frau Lewin (Bildnis Helen Koslowsky-Lewin)

Auktion 1004 - Übersicht Köln
30.11.2012, 00:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 80.000 € - 100.000 €
Ergebnis: 92.720 € (inkl. Aufgeld)

Max Slevogt

Frau Lewin (Bildnis Helen Koslowsky-Lewin)
1917

Öl auf Leinwand 70,3 x 52,6 cm und datiert 'Slevogt 1917'

Das vorliegende eindrucksvolle Bildnis ist ein Porträt von Helen Koslowsky-Lewin (1896-1976), der Frau des Breslauer Textilfabrikanten Leo Lewin (1881-1965). Das Paar heiratete 1917. Slevogt hat sie in (zwei) weiteren Gemälden dargestellt, die er in seinem handschriftlichen Bilderverzeichnis für das Jahr 1917 erwähnt. Hier trägt sie über einem enganliegenden dunklen Kleid eine breit über die Schultern fallende weisse Fuchsstola, von der sich der schlanke junge Kopf mit dem elegant geschwungenen Hut auf ideale Weise absetzt. Die ganze Erscheinung mit dem wunderbaren Pelz ist von konzentrierter, vornehmer Schönheit.
Der erzielte Ausdruck der Statur ist ein effektives Ergebnis der herrlichen Malerei Slevogts, die in gewisser Weise die ruhige Pose sehr raffiniert durch Farbe, Strich und Kontur zu begleiten versteht. Sie besticht durch ein ausgewogenes Spiel feiner Tonalitäten und lebendiger Pinselarbeit. Vor der monochromen pastelligen Fondfarbe, die dünn zum Rand hin die helle Leinwand kaum bedeckt, baut sich das Porträt aus nuancierten Weiss-, Grau-, Blau- und Violettschattierungen auf. Im satten, teilweise pastosen Farbauftag des bewegten Pinsels sind nur stellenweise bräunliche, gelbliche, rötliche Töne beigemischt. Der dunkle ausdrucksvolle Typ der Porträtierten und das wärmere Inkarnat kontrastieren zu der winterlichen Kühle der Gesamterscheinung. Slevogt erweist sich hier wie in manchem anderen Gemälde als ein Meister der "Weiss"-Modulation, deren Nuancen ihm eine impressionistische Durchlichtung des Sujets ermöglicht. Sein Don Juan im "Champagnerlied" von 1902 - kam er nicht auch in funkelndem Weiss? Im Kriegsjahr 1917 war diese Leichtigkeit eine ferne Reminiszenz, andere Zeiten mögen den Ernst der dunklen Augen Helen Lewins erklären. Ihr Mann Leo Lewin besaß eine bedeutende Sammlung von Slevogt-Arbeiten, er war nicht nur ein wichtiger Kunstsammler seiner Zeit, sondern auch Erbe einer für das Kaiserreich, gerade in den Kriegsjahren, wichtigen Textilfabrikation. Auch von Max Liebermann gibt es mehrere Porträts der Lewin Dynastie wie auch ein Bildnis von Helen Lewin aus dem Jahr 1923 (vgl. Eberle 1923/12).
Die rückseitige Fremdbeschriftung des vorliegenden Porträts mit "Bildnis Frau C." und auch die Veröffentlichungen des Gemäldes mit diesem Titel sind zweifellos irrtümlich; Sigrun Paas vermutet eine Verwechslung der Dargestellten mit Lotte Cassirer, der Frau Dr. Hugo Cassirers, die Slevogt ebenfalls in diesen Jahren porträtierte. Hans-Jürgen Imiela bestätigte die Identität der Dargestellten. Im Archiv des Künstlers befindet sich von einem Breslauer Fotografen eine Aufnahme des Gemäldes.

Werkverzeichnis

Imiela, Bildnisse 1915 bis 1919, Anmerkung 2, S. 4

Zertifikat

Mit einem Fotodokument des Imiela-Archivs (Fotokopie), das Gemälde bestätigt von Hans-Jürgen Imiela, Mainz

Wir danken Sigrun Paas, Leiterin der Slevogt-Galerie, Edenkoben, Schloß Villa Ludwigshöhe, für Archivauskünfte wie auch Bernhard Geil, Slevogthof-Neukastel, für weiterführende Hinweise

Provenienz

Ehemals Sammlung Leo Lewin, Breslau; Coulter Gallery; Christie's London, 3.4.1979, Lot 25; Sammlung The Maspro Art Museum, Japan; Christie's New York, 2.11. 2005, Lot 454; Privatbesitz Schweiz

Literaturhinweise

Christie's Kat. Impressionist and Modern Paintings and Sculpture, April 3, 1979, Lot 25 mit ganzseitiger Farbabb. ("Bildnis Frau C."); Ingo F. Walther (Hg.), Malerei des Impressionismus 1860-1920, Köln 2010, Bd. II, S. 462 mit Farbabb. ("Bildnis Frau C.")

Ausstellung

Möglicherweise: Venedig 1922 (XIII. Esposizione Internationale d'Arte della Città di Venezia), Nr. 906 (Rahmungsaufkleber)