Thomas Ruff - Porträt (J. Renzel) - image-1

Lot 715 D

Thomas Ruff - Porträt (J. Renzel)

Auktion 1005 - Übersicht Köln
01.12.2012, 11:00 - Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 25.000 € - 30.000 €
Ergebnis: 23.180 € (inkl. Aufgeld)

Thomas Ruff

Porträt (J. Renzel)
1988

C-Print unter Plexiglas (Diasec). Im Originalrahmen.

„Um 1980 begann Thomas Ruff, sich erstmals mit dem Genre “Porträt” auseinanderzusetzen, einem Bildtypus, der zu dieser Zeit an der Düsseldorfer Akademie nur eine untergeordnete Rolle spielte. […] Er entschied sich für das Brustbild und eine möglichst neutrale Darstellungsweise, um das Gesicht des Porträtierten in den Mittelpunkt zu stellen, ohne jedoch eine psychologisierende Interpretation vorzunehmen. Die Personen sollten wie Gipsbüsten fotografiert werden, da er davon ausging, daß die Fotografie nur die Oberfläche der Dinge wiedergeben kann. Bereits 1981 legte er die Bedingungen fest, unter denen die Aufnahmen entstanden: Die Porträtierten mußten sich auf einen Hocker setzen und wurden dann mit einem ernsten, ruhigen Gesichtsausdruck in ihrer Alltagskleidung fotografiert. Jede Form emotionaler Beteiligung wie lächeln, grinsen oder „flirten“ mit der Kamera wurde vermieden. Als Modelle für seine Porträts wählte er intuitiv Personen aus seinem eigenen Umfeld: gleichaltrige Freunde und Bekannte, die er von der Akademie oder dem Düsseldorfer Nachtleben der „Ratinger Straße“ kannte. […] Zwischen 1984 und 1986 experimentierte Thomas Ruff immer wieder mit dem Format seiner „Porträts“, da er neben der „verkleinerten Wirklichkeit“ (Format 24 x 18) ein weiteres Bildformat suchte. Als er 1986 fünf Abzüge in der größten Breite des Fotopapiers herstellen konnte, entdeckte er, daß ein komplett neues Bild entstanden war. Durch die Vergrößerung wurde der Blick und der Ausdruck der Porträtierten intensiviert und gleichzeitig die visuelle Präsenz der Fotografie in den Vordergrund gerückt.“ (zitiert nach: Mathias Winzen (Hg.), Thomas Ruff. Fotografien 1979 - heute, Köln 2001, S. 180/183)