Carla Accardi - Biancobianco - image-1

Lot 607 D

Carla Accardi - Biancobianco

Auktion 1144 - Übersicht Köln
29.11.2019, 19:00 - Zeitgenössische Kunst I
Schätzpreis: 50.000 € - 70.000 €
Ergebnis: 124.000 € (inkl. Aufgeld)

Carla Accardi

Biancobianco
1965

Lack auf Sicofolie auf weiß gefasster Leinwand. 68,5 x 85,5 cm. Gerahmt. Signiert und datiert 'ACCARDI 1965'. Rückseitig auf dem Keilrahmen signiert 'Accardi' und mit Archivnummer. - Mit Atelier- und geringfügigen Altersspuren.

Die gebürtige Sizilianerin Carla Accardi ist eine bedeutende Vertreterin der abstrakten Kunst in Italien. Sie studiert zunächst an den Universitäten von Palermo und Florenz, bevor sie 1946 nach Rom zieht. Hier beginnt sie in stärkerem Maße künstlerisch zu experimentieren. Sie schließt sich einem avantgardistischen Künstlerumfeld an und zählt 1947 zu den Gründungsmitgliedern der Gruppe „Forma 1“, der unter anderen auch Piero Dorazio angehört. Ausgehend von Kompositionen, in denen sich geometrische Formen ineinander verschränken, experimentiert Accardi in den folgenden Jahren mit der Verschmelzung geometrischer Abstraktion und gestischer Malerei. Dazu führt sie Anfang der 1950er Jahre kalligraphisch anmutende Zeichen ein, ihre Farbpalette reduziert sie zwischenzeitlich auf Schwarz und Weiß. Ein besonderes Merkmal ihres Oeuvres ist die Verwendung von transparenten Kunststoff-Folie, sogenannter „Sicofoil“, als Malgrund, mit der sie seit Beginn der 1960er Jahre arbeitet. Teils verwendet sie ausschließlich die Folie, teils kombiniert sie sie mit Leinwand, um eine Mehrschichtigkeit des Malgrundes zu erreichen - so auch in dem hier vorgestellten reinweißen „Biancobianco“, in welchem sich sanft gebogene vertikale Zeichen gestisch-meditativ zu einem zweizeiligen Rhythmus formieren.
Über die Bedeutung der gestischen Zeichen in ihrem Werk sagt die Künstlerin selbst: „Ein Zeichen gilt nichts für sich allein, sondern existiert nur durch die Beziehung zu anderen Zeichen, und zwar von dem Moment an, wo es mit diesen eine Struktur bildet […]. Wenn es seine willkürlichen Elemente ablegt, so erhält es im Ganzen eine magische und tiefgründige Bedeutung von ernsthafter Notwendigkeit, aber auch von zufälligem (und doppeldeutigem) spielerischen Charakter.“ (Carla Accardi, zit.nach: Am Horizont des Sehens, Ausst.Kat. Hochschule für Angewandte Kunst Wien, Wien 1998, S.54)

Zertifikat

Die vorliegende Arbeit ist im Archivio Accardi Sanfilippo, Rom, registriert. Mit beiliegendem Zertifikat des Archivs vom 16.10.2019.

Provenienz

Galerie Jöllenbeck, Köln; Privatsammlung, Nordrhein-Westfalen