LOTHRINGISCHER MEISTER (?) des frühen 17. Jahrhunderts
DAS GASTMAHL DES BELSAZAR
Öl auf Holz (parkettiert). 73 x 161 cm.
Während das Thema des Gastmahls des Belsazar (Daniel, Kap. 5, Vers 1-25) in der mittelalterlichen Kunst nur selten vorkommt, wurde es mit dem Aufkommen der Gegenreformation vermehrt aufgegriffen. So finden sich im späten 16. und 17. Jahrhundert z. B. in Flandern zahlreiche Varianten dieses Sujets, u.a. von der Antwerpener Malerfamilie Francken. In Lothringen entwickelte sich zur gleichen Zeit eine Variante des Themas als phantastisches Nachtstück mit stark betonten Lichteffekten. Zu nennen sind hier Gemälde von Monsù Desiderio (Hartford, Wadsworth Atheneum) sowie aus dem Umkreis des Claude Deruet (Douai, Musée de la Chartreuse). Zu dieser Bildgruppe gehört auch das vorliegende Gemälde, das in einem mit Tapisserien geschmücktem weitem Raum mehrere lange Tafeln zeigt, die in starker perspektivischer Verkürzung schräg in den Bildhintergrund führen. An der linken Tafel sitzen Belsazar und seine Königin; an der gegenüberliegenden Wand erkennt man die geheimnisvolle Hand mit dem vernichtenden Urteil über Belsazar: Gewogen und zu leicht befunden. „Die gesamte Komposition ist in ein gespenstisch flackerndes Licht getaucht, das über Gesichter, Götterbilder und Kerzen spielt und die Figuren geisterhaft flach, bleich und unwirklich erscheinen lässt.“ (Hans Georg Gmelin, Faltblatt der Ausst. "Das Gastmahl des Belsazar", op. cit.).
Provenienz
Westdeutscher Privatbesitz.
Literaturhinweise
Faltblatt zur Ausst. "Das Gastmahl des Belsazar", Niedersächsisches Landesmuseum Hannover 1980/1981, Abb. 9.