Emil Nolde - Weiße und rote Amaryllis - image-1

Lot 253 D

Emil Nolde - Weiße und rote Amaryllis

Auktion 1143 - Übersicht Köln
29.11.2019, 18:00 - Moderne Kunst I
Schätzpreis: 80.000 € - 100.000 €
Ergebnis: 80.600 € (inkl. Aufgeld)

Emil Nolde

Weiße und rote Amaryllis
Nach 1950

Aquarell auf Japanbütten 34,8 x 47,1 cm Unter Glas gerahmt. Unten rechts mit Bleistift signiert 'Nolde.'. - In einwandfreiem Erhaltungszustand.

„Es war auf Alsen mitten im Sommer. Die Farben der Blumen zogen mich unwiderstehlich an, und fast plötzlich war ich beim Malen. Es entstanden meine ersten kleinen Gartenbilder. Die blühenden Farben der Blumen und die Reinheit dieser Farben, ich liebte sie. Ich liebte die Blumen in ihrem Schicksal: emporsprießend, blühend, leuchtend glühend, sich neigend, verwelkend, verworfen in der Grube endend.“ (Emil Nolde, Jahre der Kämpfe, Flensburg 1958, S. 95).
Wenn der Künstler von dem spontanen, erfüllenden Erlebnis der blühenden Farben schreibt, sogleich jedoch die Topoi des Werdens und Vergehens bemüht, sie mit schwermütigem Ernst zum Sinnbild des menschlichen Schicksals macht, dann zeigt dies vor allem die metaphysischen und auch spirituellen Qualitäten, die er der Natur und den Blumen eingeschrieben sieht. Beinahe sinnbildlich lässt sich unsere Darstellung weißer und roter Amaryllisblüten aus den 1950er Jahren als ein Finale im Rausch der Farben, des Künstlers Emil Nolde verstehen, der sich bald 40 Jahre intensiv mit der Form des Blumenaquarells auseinandergesetzt hatte. Als „tiefer, größer gefaßt und schwermutsvoller gesättigt“ (zit. nach Martin Urban, Emil Nolde - Blumen und Tiere. Aquarelle und Zeichnungen, Köln 1980, S. 734) charakterisierte Emil Nolde seine Blumen- und Gartenbilder bereits nach dem Umzug nach Seebüll - eine Tendenz, die sich auch in unserem Aquarell ablesen lässt. Im feinen Gleichgewicht von leuchtenden Blüten und himmelblauen Bildgrund offenbaren die üppigen Amaryllis die unbändige Kraft von Noldes Spätwerk.

Zertifikat

Mit einer Foto-Expertise von Manfred Reuther, Seebüll, vom 18. September 2003; die Arbeit ist in der Nolde-Stiftung Seebüll registriert.

Provenienz

Süddeutsche Privatsammlung