Carl Moll - Speisezimmer I - image-1

Lot 661 R

Carl Moll - Speisezimmer I

Auktion 1013 - Übersicht Köln
25.05.2013, 11:30 - Moderne Kunst und Sammlung Rau für UNICEF - 25. Mai 2013
Schätzpreis: 50.000 € - 60.000 €
Ergebnis: 286.700 € (inkl. Aufgeld)

Öl auf Leinwand 59,7 x 59,7 cm, gerahmt. Unten rechts monogrammiert 'CM'. Rückseitig auf dem Keilrahmen betitelt 'SPEISEZIMMER I a' sowie mit den Ausstellungsetiketten des Carnegie Institute Pittsburgh, dort handschriftlich mit den Adressdaten des Künstlers, und der Residenzgalerie, Salzburg. - In schöner, farbfrischer Erhaltung.

Es existiert ein motivgleiches Gemälde "Interieur I (Mein Speisezimmer)" von etwa 1914 mit Figurenstaffage im Hintergrund (vgl. Carl Moll (1861-1945), Ausst. Kat. Österreichische Galerie Belvedere, Wechselausstellung der Österreichischen Galerie Belvedere, hrsg. von G. Tobias Natter u. Gerbert Frodl, Salzburg 1998, Kat. Nr. 55 mit Farbabb. und Umschlagillustration).

Sammlung Rau für UNICEF

Das titelgebende Speisezimmer stellt sich als ein zweiteiliger Raum dar, der durch eine weit geöffnete Schiebetür gegliedert ist. Durch die Sprossenfenster im hinteren Teil des Zimmers fällt Sonnenlicht auf einen aufwendig gedeckten Tisch im Vordergrund. Die Raumflucht, das elegante Mobiliar und das kostbare Geschirr lassen auf einen wohlhabenden, gutbürgerlichen Haushalt schließen. Das Gegenlicht bricht sich in den geschliffenen Wein- und Wassergläsern und den schlanken Glasvasen, wenige pastos gesetzte Pinselstriche lassen die Lichter auf den weißen Porzellantellern und den Silberflächen der Serviettenringe und Bestecke aufleuchten. Üppige Blumen- und Früchtearrangements unterstreichen den festlichen Charakter der Tafel.
Die Ästhetik eines schön gedeckten Tisches taucht in verschiedenen Variationen im Oeuvre Carl Molls auf. Das beliebte Motiv erlaubte dem Maler, seine technischen Fertigkeiten in Details wie den Lichtreflexionen auf unterschiedlichen Texturen und den perspektivischen Verkürzungen zur Geltung zu bringen. Zugleich wird hier seine Liebe zu schönen Stillleben deutlich, aus deren Unberührtheit stets auch eine Vorfreude auf die zu erwartende festliche Tischgesellschaft spricht.
Noch weit prunkvollere Tafeln hat Carl Moll um 1900 in den Gemälden "Festliche Tafel" (Privatsammlung) und "Vor dem Dinner" (Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gemäldegalerie Neuerer Meister) dargestellt. Hier entfalten endlose Reihen von Gedecken und aufwendigster Blumenschmuck im Schein von Wandlampen und Kronleuchtern ihre Pracht.
Carl Moll war eine wichtige Persönlichkeit in der Wiener Kunstszene um 1900. Hier war er nicht nur als Maler erfolgreich, sondern auch als Fürsprecher der modernen Kunst, als Mitbegründer der Wiener Secession und der Modernen Galerie (heute Österreichische Galerie Belvedere) und als Galerist.

Provenienz

Weinmüller München, Auktion 102, 28. Oktober 1966, Los 406, mit Farbabb. Tafel 4; Dr. Hans Fetcherin, München

Ausstellung

Pittsburgh 1939 (Carnegie Institute), The 1939 International Exhibition of Paintings, Kat. Nr. 272 mit Abb. Tafel 112; Salzburg 1967 (Residenzgalerie), Österreichische Meisterwerke aus Privatbesitz. Vom Biedermeier zum Expressionismus, Kat. Nr. 63 mit Farbabb. 32