Philipp Bauknecht - Sonnenblumen - image-1

Lot 663 Dα

Philipp Bauknecht - Sonnenblumen

Auktion 1013 - Übersicht Köln
25.05.2013, 11:30 - Moderne Kunst und Sammlung Rau für UNICEF - 25. Mai 2013
Schätzpreis: 80.000 € - 120.000 €
Ergebnis: 40.016 € (inkl. Aufgeld)

Öl auf Rupfen 70 x 80 cm, gerahmt. Unten rechts signiert 'PH. BAUKNECHT' sowie rückseitig groß mit schwarzem Pinsel betitelt 'Sonnenblumen'. - Auf neuen Keilrahmen aufgezogen.

Das Werk wird in den in Vorbereitung befindlichen Katalog der Gemälde von Philipp Bauknecht von Gioia Smid und Iris Wazzau aufgenommen
Wir danken Iris Wazzau, Davos, für ergänzende Informationen

Sammlung Rau für UNICEF

In expressiv einander sich steigernden Komplementärkontrasten von Violett-Gelb und Orange-Blau stehen Sonnenblumen, dem Betrachter nahansichtig zugeneigt, unmittelbar an den Bildrand gerückt. Die züngelnd flammende Formgebung verschränkt die Vegetation mit dem Himmel der Schweizer Bergwelt - so scheinen die Strukturen derart ineinander verwoben, daß sich in diesem "all-over" kaum mehr der kleine Landschaftsausschnitt im linken Bildgrund behaupten kann.
1910 gibt Philipp Bauknecht wegen seiner Tuberkuloseerkrankung den Plan auf, als Möbeldesigner und Innenarchitekt zu arbeiten und zieht von Deutschland nach Davos in die Schweiz. Dort führt er als freier Maler ein sehr zurückgenommenes schlichtes Leben. Zuerst noch formal dem Jugendstil verpflichtet und farblich zurückhaltend, wird seine Palette mit den Jahren zunehmend kräftiger. Wie bei der Künstlergruppe "Die Brücke" in Dresden scheint auch bei Bauknecht die Arbeit am Holzschnitt die malerische Form zu bestimmen. Um 1920 befreundet sich Bauknecht mit dem ebenfalls nach Davos gezogenen Ernst Ludwig Kirchner. Die Enge der Bergwelt, in der Gesundheit- und Heilsuchende aus ganz Europa sich mit den einheimischen Bauern arrangieren, treibt besondere künstlerische und literarische Blüten.
"Bauknecht kennt den ekstatischen Rhythmus, die Erregtheit, den Traum der Farbe. Er schenkt ihr Kühnheit, alle Stationen der Leidenschaft, bisweilen sogar apokalyptische Spuren. (...) Er zerstört die Natur, enthebt sie der empirischen Realität [...]," beschreibt der Schriftsteller Rudolf Utzinger die Arbeit des Malers (zit. nach: Gioa Smid (Hg.), Philipp Bauknecht. Expressionist in Davos, Bussum 2002, S. 114). Das Werk Bauknechts, der 1933 stirbt, versinkt in Deutschland in einem intellektuellen Vakuum. Seine Witwe nimmt den künstlerischen Nachlaß mit, als sie zurück in ihre holländische Heimat geht. Erst seit den 1960er Jahren wird die Malerei von Philipp Bauknecht wieder von einer größeren Öffentlichkeit rezipiert.

Provenienz

Galerie Kunsthandel Monet - Joop Smid, Amsterdam; Lempertz Auktion 524, 27.4. 1972, lot 35