Albin Egger-Lienz - Der Sämann - image-1

Lot 675 Dα

Albin Egger-Lienz - Der Sämann

Auktion 1013 - Übersicht Köln
25.05.2013, 11:30 - Moderne Kunst und Sammlung Rau für UNICEF - 25. Mai 2013
Schätzpreis: 280.000 € - 320.000 €
Ergebnis: 584.000 € (inkl. Aufgeld)

Tempera (Kasein) auf Leinwand 240 x 170 cm, gerahmt. Unten links signiert 'A. EGGER-LIENZ'. - Stellenweise mit leichten strichförmigen Bereibungen.

Nicht bei Hammer; Kirschl M 322

Das Gemälde “Der Sämann” ist die spätere Wiederholung eines Motives aus dem 1912 angefertigten monumentalen Triptychon mit dem Titel „Erde“ (Kirschl M319). Die Darstellung eines Säenden war bei diesem Vorläufer links angebracht, wohingegen in der Mitte eine wuchtige Ötztallandschaft zu sehen war, rechts flankiert von der Figur eines Mähers. Die beiden Seitenteile, den Sämann und den Mäher, hatte Egger-Lienz 1912 zunächst in Öl auf Leinwand gemalt. Diese beiden Arbeiten hat er teilweise zerstört, bzw. übermalt und sich entschieden, das komplette Triptychon erneut in Kaseintechnik zu malen. Von den neuen Farben versprach er sich eine erhebliche Steigerung der Wirkung. Gemalt hat Egger-Lienz, der 1912 noch in Weimar wohnte, vor einem Modell in Patriasdorf bei Lienz. Am 21.7.1912 schrieb er: "Das Säen ist monumentaler als das Ernten, darum gehaltvoller, größer, reicher, so muß eben wieder das große Tun der Form den Impuls, das Wachstum verleihen, doch so, dass der Gedanke gänzlich Form geworden ist; denn sonst wird der Kerl literarisch, wie ihn die Gedankenmaler fabrizieren" (Egger-Lienz an Kunz, Lienz, 21.7.1912, zit. nach: Wilfried Kirschl, Albin Egger-Lienz, Das Gesamtwerk, Bd.1, Wien/München 1996, S. 198).
Noch eine weitere 1913 datierte monumentale Arbeit, heute im Besitz der Stuttgarter Staatsgalerie, wiederholt das Motiv des Sämannes (Kirschl M321). Seit September 1913 lebte Egger-Lienz in Bozen. Zwölf seiner Schüler, die er zuvor in Weimar unterrichtet hatte, errichteten im benachbarten Klausen unter seiner Leitung eine freie Kunstschule. Das vorliegende Werk, von Kirschl vor 1914 datiert, ist auf Grund der vereinfachten Formensprache und der Monumentalität sehr ausdrucksstark. Es zeigt, dass der Künstler nachhaltig interessiert war, das harte, urhafte Alltagsleben des Bauernstandes zu schildern. Der Fokus liegt auf der klar isolierten Figur des Sämannes. Dieser erscheint stark, entschlossen, kerngesund und doch vom Leben gezeichnet. Obschon farblich zurückgenommen, unterstreichen die erdigen Töne die zugleich schwere und würdevolle Ausstrahlung. Der Sämann wird zum entindividualisierten, überzeitlichen Lebenssymbol. Motive aus dem bäuerlichen Alltag hat Egger-Lienz bis in die 1920er Jahre viele Male variiert. Hinter dem monumentalen Format stand der Wunsch des Malers Bildkunst und Architektur miteinander zu verbinden.

Werkverzeichnis

Nicht bei Hammer; Kirschl M 322

Provenienz

Vom Vorbesitzer bei Moderne Kunsthandlung Brakl & Thannhauser, München, erworben (1921), seitdem in Familienbesitz

Literaturhinweise

Wilfried Kirschl, Albin Egger-Lienz, Das Gesamtwerk, Bd.1, Wien/München 1996, S. 198 - 202 mit Farbabb.

Ausstellung

London 2011 (Sotheby's), European Paintings of the 19th Century, 22.11.2011, Kat. Nr. 6 mit Farbabb.