Jankel Adler - Stilleben mit jüdischen Ritualgegenständen - image-1

Lot 695 R

Jankel Adler - Stilleben mit jüdischen Ritualgegenständen

Auktion 1013 - Übersicht Köln
25.05.2013, 11:30 - Moderne Kunst und Sammlung Rau für UNICEF - 25. Mai 2013
Schätzpreis: 12.000 € - 15.000 €
Ergebnis: 17.080 € (inkl. Aufgeld)

Öl mit Sand-Gipsbeimischung, teils geritzt und gekratzt, auf Holzplatte 73 x 59,5 cm , gerahmt. Unten rechts signiert 'Adler'. - Vermutlich vom Künstler fest hinter ein Holzpassepartout montiert (63 x 50 cm Passepartout-Ausschnitt). - Rückseitig mit dem Aufkleber "Ernest Brown & Philips, Ltd The Leicester Galleries Leicester Square, London" und dem partiell abgerissenen Ausstellungsetikett des "Brighton Art Gallery & Museum", darin maschinenschriftlich mit dem Ausstellungstitel "The Wilfrid Evill Memorial Exhibition 1965", dem Bildtitel "Vessels for the Sabbath", dem Künstler "Jankel Adler" und dem Besitzer "Miss H. Frost" vermerkt. - Unmittelbar am rechten Bildrand mit 2 kleinen Retuschen.

1930 datiert ein ähnliches, aber querformatiges Stilleben mit Judaica, dessen Gefäße zahlreicher noch mit dem siebenarmigen Leuchter zu dem Betrachter hin nah an den Bildrand gerückt sind (vgl. Kat. Nr. 57, in: Ausst. Kat. Jankel Adler, Düsseldorf/Tel Aviv/Lodz 1985). Unsere Darstellung, vermutlich in derselben Zeit entstanden, beschränkt sich in seiner Ansammlung von Gegenständen auf einem relativ kleinen Holztisch zwar, ist aber so in der Komposition und damit in der Bildaussage verdichtet.
Auf dem Tisch finden sich eine Besamimbüchse, aus der Gewürze Wohlgerüche verbreiten und eine Esther-Rolle - nicht etwa eine Thora-Rolle, die auch irrtümlich zu dem Titel "Vessels for the Sabbath" geführt hatte. Aus dem Buch Esther wird während des Purimfestes gelesen, anläßlich dessen sich verkleidet und das daher auch als "jüdischer Karneval" bezeichnet wird.
Das Werk entstammt der prominenten Sammlung des Londoner Rechtsanwalts Wilfrid Ariel Evill, der ab den 1920er Jahren begann, vornehmlich britische Kunst des 20. Jahrhunderts zu sammeln. Diese bedeutende Sammlung wurde in einer umfangreichen Ausstellung nach seinem Tod in Brighton 1965 ausgestellt und ging an sein Mündel Honor Frost über, einer bekannten Pionierin der Unterwasser-Archäologie.

Wir danken Constanze Baumgart, Köln, und Hermann Simon, Berlin, für freundliche Hinweise auf religionswissenschaftliche Hintergründe.

Provenienz

Sammlung Wilfrid Ariel Evill / Honor Frost, London (rückseitiger Aufkleber); Privatsammlung Israel

Ausstellung

Brighton 1965 (Brighton Art Gallery and Museum), The Wilfrid Evill Memorial Exhibition (rückseitiger Aufkleber)