Lot 586 D

Zdenek Sýkora gilt als einer der ersten Künstler, der bereits in den 1960er Jahren die Gestaltung seiner, stark an die Op-Art erinnernden, Gemälde von Computern berechnen ließ und diese anschließend eigenhändig auf die Leinwand übertrug. In den später entstandenen Linienbildern blieb diese Vorgehensweise aktuell, wobei die Dynamik der geschwungenen Linien hier im stärkeren Kontrast zur systematisch-computergenerierten Konzeption steht: Jede Linienkrümmung, die Dicke der Linien und auch die Wahl der verwendeten Farben beruht auf einer Zahlenkombination, die vom Computerprogramm berechnet wurde.
Hans-Peter Riese bewertete die Linienbilder als „Summe des Lebenswerkes von Zdenek Sýkora [...], weil sie [die Linienbilder], beweisen, daß es keinen unversöhnlichen Widerspruch zwischen künstlerischer Freiheit und Selbstbestimmung auf der einen und methodisch-systematischer Arbeitsweise auf der anderen Seite gibt. Einem Mißverständnis muss in diesem Zusammenhang allerdings immer wieder vorgebeugt werden. Der Einsatz von computergestützen Hilfsprogrammen bei Sýkoras Arbeit bedeutet nicht, dass wir es hier mit „Computer-Kunst“ zu tun hätten. Der Computer bleibt bei Sýkora in der dienenden Rolle, die allein eine Maschine im künstlerischen Prozeß übernehmen kann. Die Rationalität indessen, die den Bildplänen Sýkoras zugrundeliegt, ist eine bewußte Kontrolle der Kreativität und ihrer künstlerischen Ergebnisse. Insofern sind diese Bilder auch ein Modellentwurf einer modernen Welt.“ (Hans-Peter Riese, Zu den „Linienbildern“ von Zdenek Sýkora, in: Städtisches Museum Abteiberg Mönchengladbach (Hg.), Zdenek Sýkora, Linienbilder aus den Jahren 1986-1990, Ausst.Kat. Städtisches Museum Abteiberg Mönchengladbach, Mönchengladbach 1992, S.9)