Günther Uecker - Feld 83/84 - image-1

Lot 605 D

Günther Uecker - Feld 83/84

Auktion 1014 - Übersicht Köln
24.05.2013, 11:00 - Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 200.000 € - 250.000 €
Ergebnis: 788.000 € (inkl. Aufgeld)

Günther Uecker

Feld 83/84
1983/1984

Nagelung und Acryl auf Leinwand auf Holz. 120 x 120 x 21 cm. Rückseitig auf dem Holz signiert und datiert 'Uecker 83-84' sowie mit Richtungspfeil und Widmung versehen.

In seinen Arbeiten visualisiert Günther Uecker, der sich seit den frühen 1950er Jahren mit dem japanischen Zen-Buddhismus beschäftigt, seine Lebenshaltung als Künstler und vor allem als Mensch. Seine Nagelungen werden durchgehend geprägt von der Auseinandersetzung mit Licht, Bewegung, der ‚idealen' Farbe Weiß und werden vom Künstler bewusst so konzipiert, dass sie als Mittel einer Bewusstseinserfahrung, die im „Zustand Weiß“ kulminiert, dienen können:
„Mehrere Weißstrukturen, die ich bewußt Objekte nenne, da sie sich von der bildhaften Projektion auf eine Leinwand unterscheiden, baute ich mit vorfabrizierten Elementen, wie Nägeln. Am Anfang benutzte ich streng gereihte Rhythmen, mathematische Folgen, die sich später auflösten in einen freien Rhythmus... Was mich in der Folge beschäftigte, war, eine Integration von Licht zu erreichen, welche die Weißstrukturen durch Lichtwechsel zu einer Schwingung brachte und als ein freier, artikulierter Lichtraum verstanden werden konnte. Ich habe mich für eine weiße Zone entschieden als äußerste Farbigkeit, als Höhepunkt des Lichtes, als Triumph über das Dunkel. Eine weiße Welt, glaube ich, eine humane Welt, in der der Mensch seine farbige Existenz erfährt, in der er lebendig sein kann. Diese Weißstrukturen können eine geistige Sprache sein, in der wir zu meditieren beginnen. Der Zustand Weiß kann als Gebet verstanden werden, in seiner Artikulation ein spirituelles Erlebnis sein.“ (Günther Uecker, Der Zustand Weiß, in: Stephan von Wiese (Hg.), Günther Uecker, Schriften, Gedichte, Projektbeschreibungen, Reflexionen, St. Gallen 1979, S.104.)
Uecker lässt darüber hinaus die Grenzen zwischen Künstler bzw. Mensch und Kunstwerk verschwimmen, in dem er seinen eigenen Körper als Maßstab zur Werkgestaltung heranzieht: „Mein Körper spielte für die Proportionen meiner Arbeiten von Anfang an eine Rolle. Die Abstände der Nägel zum Beispiel, die ich ja als Lichtartikulationsmittel benutze, hatten ihren Ursprung in den Verhältnissen meiner Hände. Die Dicke meiner Finger waren die Abstände meiner Nägel. Der Zwischenraum war die Proportion meiner Hand. Die Handlichkeit eines Objekts stand immer in Beziehung zu den körperlichen Dimensionen. Wie auch beim Pfeilschießen habe ich immer wieder diesen Zusammenhang herzustellen versucht zwischen meiner limitierten Wahrnehmung und meinen körperlichen Grenzen. Ich glaube, all diese sinnlichen Dimensionen haben Grenzbereiche, die man auch als Schönheiten bezeichnen kann. Ausgehend von der menschlichen Proportion wird alles das, was man tut, Schönheit. So stand eigentlich die menschliche Figur, auch wieder transmutierend, immer bei mir im Mittelpunkt; da ich in der Darstellung des Menschen ja auch erzogen bin, habe ich später den Menschen transmutierend immer wieder sichtbar werden lassen in einer neuen Dimension.“ (Die Transmutation des Immer-Gleichen, Interview von Freddy de Vree mit Günther Uecker, in: Stephan von Wiese (Hg.), Günther Uecker, Schriften, Gedichte, Projektbeschreibungen, Reflexionen, St. Gallen 1979, S.167).

Provenienz

direkt vom Künstler; Privatsammlung, Deutschland