Jacques des Rousseaux - DER APOSTEL PAULUS - image-1

Lot 1236 Rα

Jacques des Rousseaux - DER APOSTEL PAULUS

Auktion 1020 - Übersicht Köln
16.11.2013, 00:00 - Alte Kunst und Sammlung Rau für UNICEF
Schätzpreis: 80.000 € - 120.000 €
Ergebnis: 91.500 € (inkl. Aufgeld)

Jacques des Rousseaux

DER APOSTEL PAULUS

Öl auf Leinwand (doubliert). 90,5 x 70 cm.
JR (ligiert) Ao 1636.

Das Leben von Jacques des Rousseaux ist nur wenig dokumentiert, es lässt sich jedoch sicher sagen, dass sein kurzes Schaffen in Leiden vom Werk Rembrandts und Jan Lievens geprägt worden ist. Wohl um 1600 in Flandern geboren, reiste er nach Italien, um sich danach eben in Leiden niederzulassen. Er stirbt bereits 1638, und sein Oeuvre umfasst kaum mehr als eineinhalb Dutzend Werke (Sumowski 1983, S. 2501-2508). Diese zeigen vornehmlich Einzelfiguren, einige Bildnisse, Darstellungen von Greisen, alten Frauen, Heilige, es hat sich zudem ein Selbstbildnis des Künstlers im Phantasiekostüm erhalten.
Das vorliegende Bild zeigt den Heiligen Paulus. Er ist frontal dargestellt, trägt eine Brille und hat sein Schwert gegen die rechte Schulter gelehnt. Mit seiner Rechten hebt er die Seiten des Buches, mit der Linken fasst er sich an den langen weißen Bart. Er ist gänzlich in die Lektüre der Heiligen Schrift versunken, die vor ihm aufgeschlagen liegt. Ein heller Lichtstrahl von links beleuchtet den Kopf des Heiligen und das Buch. Er modelliert den in einem Gewand gehüllten Körper und erzeugt einen Schatten, der den Bildraum definiert.
Jacques des Rousseaux hat den Heiligen Paulus mindestens dreimal dargestellt - in unterschiedlichen Posen, mal lesend, mal in sich gekehrt und sinnierend. Während diese Heiligendarstellungen als Halbfiguren konzipiert sind, stellen die meisten anderen seiner Werke Brustbilder dar. Sie sind zuweilen Jan Lievens zugeschrieben worden, umgekehrt hat die Forschung eines der Werke Rembrandt zugesprochen. Dies zeigt den Einfluss, den die beiden seinerzeit in Leiden tätigen Künstler auf Jacques des Rousseaux ausgeübt haben. Entsprechend ist vermutet worden, dass er bei Rembrandt oder Lievens gelernt hat. Der Einfluss wird - auch in diesem Bild - deutlich in der Physiognomie der Figuren, aber auch im Typus der Einzelfigur. Diese gehen auf die von Rembrandt und Lievens populär gemachten Tronies zurück, jenen aus Flandern aus dem Umkreis des Peter Paul Rubens stammenden Kopfstudien, die sich in Leiden zu einer eigenständigen Gattung entwickelten.

Provenienz

578. Lempertz-Auktion, Köln, 12.-14.6.1980, Lot 226.
Sammlung Rau für UNICEF

Literaturhinweise

Walther Bernt: Die Niederländischen Maler und Zeichner des 17. Jahrhunderts. 4. Aufl. München 1980, Bd. 3., Abb. 1051. - Werner Sumowski: Gemälde der Rembrandt-Schüler. Landau 1983, Bd. 4, Nr. 1688, m. Abb.