Lot 1299 Dα

Die beiden Bilder gehörten einst zur Sammlung des Grafen Ferdinand von Plettenberg (1690-1737), der bedeutendsten westfälischen Gemäldekollektion des 18. Jahrhunderts. Ferdinand von Plettenberg, der einer einflussreichen westfälischen Adelsfamilie entstammte, war bis 1733 leitender Minister des Kölner Kurfürsten Clemens August; dann wechselte er in den Dienst von Kaiser Karl VI., starb jedoch kurz nach seiner Ernennung zum kaiserlichen Gesandten beim Heiligen Stuhl. Bereits Ferdinands Onkel, der Münsteraner Fürstbischof Friedrich Christian von Plettenberg (1644-1706), hatte den barocken Neubau von Schloss Nordkirchen südlich von Münster begonnen, den Ferdinand von Plettenberg unter der Leitung des Architekten Johann Conrad Schlaun vollendete. Schlaun entwarf auch die Rahmen für die Gemäldesammlung des Grafen, zu denen auch die holzgeschnitzten, vergoldeten Regence-Rahmen des vorliegenden Gemäldepaars zählen dürften.
Die weiträumigen und figurenreichen Interieurszenen des flämischen Genremalers Gerard Thomas waren bereits zu Lebzeiten des Künstlers sehr geschätzt. Neben der Darstellung von Ärzten und Quacksalbern bevorzugte Thomas Alchimistenküchen, Notarstuben und Künstlerateliers. Unsere beiden Bilder zeigen zahlreiche charakteristische Motive des Künstlers, darunter einen Arzt, der eine Urinprobe beschaut, den mit einem orientalischen Teppich bedeckten Tisch, einen Himmelsglobus sowie stilllebenartig zusammengestellte Töpfe, Glasbehälter, Schmelztiegel und Bücher. Beide Gemälde entfalten vor dem für Thomas typischen brauntonigen Hintergrund eine überaus abwechslungsreiche und vielfältige Figurenstaffage.