Jacob Philipp Hackert - BLICK AUF DEN GOLF VON POZZUOLI - image-1

Lot 1501 Dα

Jacob Philipp Hackert - BLICK AUF DEN GOLF VON POZZUOLI

Auktion 1020 - Übersicht Köln
16.11.2013, 00:00 - Alte Kunst und Sammlung Rau für UNICEF
Schätzpreis: 120.000 € - 150.000 €
Ergebnis: 146.400 € (inkl. Aufgeld)

Jacob Philipp Hackert

BLICK AUF DEN GOLF VON POZZUOLI

Öl auf Leinwand (doubliert). 64,5 x 96,5 cm.
Philipp Hackert 1805.

Auf dem Keilrahmen befindet sich oben auf der Rückseite ein Aufkleber mit einer Aufschrift von anderer Hand: No (.) / Veduta di Pouzzolo, Baja Capo Misono, / Procida, Ischia, presa ai. P: P: Capucini / a Pouzzolo. 1805. Filippo Hackert.

Die vier vorliegenden Gemälde (Lot 1501-1504) - eine bisher unbekannte bereits ursprünglich zusammengehörige Folge italienischer Landschaften - entstanden in den letzten beiden Schaffensjahren Hackerts, der sich, trotz seines fortgeschrittenen Alters, hier auf dem Höhepunkt seiner Meisterschaft erweist. Sie bestätigen ohne Zweifel seine eigene Einschätzung, im Alter künstlerisch noch gewonnen zu haben, und sind nicht zuletzt durch ihre Provenienz, die sich bis zum Maler selbst zurückführen lässt, von großem Interesse. Als Werkgruppe, deren Zusammenstellung vom Künstler bzw. seinem unbekannten Auftraggeber in eben dieser Form geplant worden war, besitzen die Gemälde einen hochwichtigen Platz in Hackerts Spätwerk.

Wahrscheinlich wählte der unbekannte Auftraggeber die Bildthemen in Hackerts Atelier auf Grund von Zeichnungen Hackerts aus und ließ sich die dargestellten Orte sodann vom Künstler erläutern, woraufhin er sich die Namen und die Lage der Gegenden notierte: Darauf lassen zumindest die rückseitigen Bezeichnungen auf drei der Gemälde schließen, die meines Erachtens von Hackerts Kunden selbst nach Erhalt der Bilder angebracht wurden. Es kann schließlich angenommen werden, dass es sich bei Hackerts Kunden um einen Franzosen handelte. Der Künstler schrieb am 4. März 1806 aus Florenz an Johann Wolfgang von Goethe in Weimar: „Da jetz Wenig Fremde in Italien Reisen, so sind wenige bestellungen, ohn erachtet, so mache ich immer Kleine Geschäfte, habe noch vor Achtag 4 Stück Landschaften a 60 Zech[inen]: nach Frankreich Geschicket.“ (zitiert nach Nordhoff 2012, op. cit., S. 216-217) Es lässt sich meines Erachtens mit Sicherheit schließen, dass es sich bei den vorliegenden Bildern um die im Brief an Goethe erwähnten Gemälde handelt: Hackert wird im Herbst 1805 die Ansicht des Golfes von Pozzuoli ausgeführt und die anderen drei Bilder in den ersten zwei Monaten des Jahres 1806 vollendet haben. Ende Februar wurden sie sodann nach Frankreich gesandt.

Der Golf von Pozzuoli, neben dem Golf von Neapel gelegen und von diesem durch die Landzunge des Capo Posillipo getrennt, gehörte auf Grund seiner landschaftlichen Schönheit zu den berühmtesten Gegenden Italiens. Das vorliegende Gemälde zeigt einen Blick auf den Golf von einem Standpunkt östlich von Pozzuoli, in der Nähe der Kapuzinerkirche S. Gennaro 120 m über dem Ort. Der Betrachter erblickt das kleine Städtchen auf seiner ins Meer vorgelagerten Tuffsteinanhöhe; aus den Dächern ragen die Kuppeln des Doms und, weiter rechts, der Kirche S. Maria delle Grazie hervor. Links erscheint auf einer kleinen Halbinsel ein Gebäude, bei dem es sich um das „Ospizio dei Cappuccini“ handelt. Am anderen Ufer des Golfs erblickt man in unserem Gemälde das „Castello Aragonese“ von Baja aus dem 15. Jahrhundert, dahinter erscheinen die flache Insel Procida und der hohe Kegel des Monte Epomeo der Insel Ischia. Die Landzunge endet links schließlich mit dem Capo Miseno und dem gleichnamigen Berg, Monte Miseno.

Claudia Nordhoff


ENGL. TEXT FOLGT

Zertifikat

Claudia Nordhoff, Rom (11.9.2013).

Provenienz

Süddeutsche Privatsammlung seit den 1950er Jahren.

Literaturhinweise

Zu Jakob Philipp Hackert allgemein siehe Claudia Nordhoff u. Hans Reimer: Jakob Philipp Hackert 1737-1807. Verzeichnis seiner Werke. 2 Bände, Berlin 1994. - Ausst.-Kat.: Jakob Philipp Hackert. Europas Landschaftsmaler der Goethezeit, hg. v. Andreas Stolzenburg, Weimar/Hamburg 2008. - Claudia Nordhoff (Hg.): Jakob Philipp Hackert, Briefe (1761-1806). Göttingen 2012.