Lot 403 N

Die Region Vaud am Genfer See beeindruckt den jungen Oskar Kokoschka bereits 1910, als er gerade die ersten Erfolge in Berlin unterstützt von Herwarth Walden in dessen Galerie Der Sturm genießt und sich größere Reisen erlauben kann. Aber erst 1953 erfüllt sich mit dem Umzug von London nach Villeneuve an den Genfer See ein lang gehegter Wunsch. Nach den fluchtbedingten und bewegten Jahren ab 1934 in Prag und vier Jahre später in London findet der 67jährige Künstler Ruhe und kann unbeschwerte und wohl auch nach aussen ungestörte Jahre verbringen. In den in diese Zeit entstehenden Gemälden, Zeichnungen und Aquarellen ist bisweilen ein jahresrhythmischer Bezug im Wechsel der Natur zu entdecken, der den großzügigen Garten voller Blumen und Bäumen um sein Haus am See begleitet. Es entstehen viele von Kokoschka geschätzte „Fingerübungen“ wie diesen „Blick in den Garten“ voller sommerlicher Leichtigkeit und lichter Transparenz. Mit wenigen Farben erfasst Kokoschka routiniert das Zartgrün der Bäume, lässt das Blau des Himmels zwischen den Ästen flimmern und verzichtet bei all dem auf ein konturierendes Schwarz. Es entsteht ein perfekt auf das Blatt ‚gehauchter' Sommergarten, ein reines Aquarell in einer veritablen Technik, die der Künstler Zeit seines Lebens zum Besten gibt.