Lot 326 D

Otto Dix - Saul und David I

Auktion 1023 - Übersicht Köln
26.11.2013, 18:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 70.000 € - 90.000 €

Öl auf feiner Leinwand, auf Holzplatte 104,5 x 118,5 cm montiert, gerahmt. Unten rechts in Dunkelrot mit der Künstlerparaphe signiert und datiert '46'.

Löffler 1946/1

Im Frühjahr 1946 war Otto Dix aus Kriegsgefangenschaft nach Hemmenhofen zurückgekehrt. Dieser Zeitpunkt markiert nicht nur den Aufbruch in eine neue Lebensphase, die geprägt war durch das Glück der wiedergewonnenen Freiheit, sondern auch einen Wandel seiner künstlerischen Mittel. Die Technik der mühsamen altmeisterlichen Lasurtechnik gab Dix auf, um zur Primamalerei zurückzukehren, - eine Technik, die er bis zu seinem Lebensende beibehielt. Kennzeichen dieser Malweise waren ein pastoserer, etwas rauher Farbauftrag, teils mit breitem Pinselstrich aufgetragen, was zu gesteigerter Autonomie und Nachdrücklichkeit der Farbwerte führt. Die Farben sind nicht mehr unbedingt den Gegebenheiten unterworfen, sondern besitzen als Ausdrucksträger Eigenwertigkeit. Besonders deutlich wird dies, wenn man den farbig aufgelockerten Hintergrund betrachtet. Der Akzent wird hier eher auf Farbklänge gelegt als auf eine genaue Lesbarkeit.
Ebenfalls charakteristisch für den Neubeginn ist eine Zuwendung zum religiösen Themenbereich. Von den 25 nach seiner Rückkehr gemalten Bildern behandeln alleine sieben biblische Stoffe. Das Thema "Saul und David" hat Dix mehrere Male in Form von Gemälden, Zeichnungen und Lithographien verwirklicht, wobei unser Gemälde die früheste Variante darstellt. Es zeigt den mächtigen König Saul, voluminös, thronend und mit einem Speer in seiner Linken. Vor ihm kniet der jugendliche David, die Zither spielend, und damit den bösen Geist Sauls besänftigend. Thematisiert ist hier die Macht der Musik oder auch der Kunst generell über Gewalt und Tyrannei.

Werkverzeichnis

46/1 Löffler

Provenienz

Galerie Klihm, München (bis 1979)

Literaturhinweise

Fritz Löffler, Otto Dix. Leben und Werk, Dresden 1977, S. 124, ganzseitige Abb. Nr. 183; Bewundert wie umstritten - Wirken von Otto Dix gezeigt, "Saul und David" von kirchlicher Institution erworben, in: Rhein-Zeitung Koblenz, 21.6.1979; Klaus Otte/Hermann Krämer, Otto Dix. Das Wunder der Auferstehung noch viel größer zu machen - Zu drei religiösen Werken von Otto Dix, Emmendingen 1980, mit ganzseitiger Farbabb. S. 32

Ausstellung

Tübingen/Reutlingen 1946 (Kunstgebäude Tübingen), Sommerausstellung 1946. Max Ackermann, Kurt Georg Becker, Otto Dix, Jacob Fehrle, Erich Heckel, Kat. Nr. 83; Freiburg 1950 (Kunstverein), (mit rückseitigem Rahmenaufkleber), Otto Dix, Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Graphik aus den Jahren 1914 bis 1950; München 1952 (Ausstellung Pavillon), Otto Dix, Kat. Nr. 23; Darmstadt 1962 (Hessisches Landesmuseum), Otto Dix. Die Gemälde - Handzeichnungen - Aquarelle, Kat. Nr. 42; München1970 (Haus der Kunst), Große Kunstausstellung, Kat. Nr. 696 (mit rückseitigem Aufkleber auf Leinwandumschlag); Freiburg 1971 (Augustinermuseum), Otto Dix, Handzeichnungen, Pastelle, Lithographien aus der Sammlung Walther Grosz, Kat. Nr. 10; Nürnberg 1977 (Germanisches Nationalmuseum), Otto Dix 1891 - 1969. Dokumente zu Leben und Werk des Malers, Kat. Nr. 31; Lissabon 1977 (Fundaçao Calouste Gulberkian, Goethe-Institut Lisboa), Otto Dix., Kat. Nr. 1, mit Abb.; Altenkirchen 1979 (Kreisständehaus), Otto Dix, Zum Gedächtnis, o. Kat.; Halle/Westf. 1992 (Museum Halle), Keimlinge der großen Kunst. Otto Dix und die Bibel, o. Kat. Nr., mit ganzseitiger Farbabb. S. 45; Bern 2010/2011 (Kunstmuseum Bern/Zentrum Paul Klee), Lust und Laster. Die 7 Todsünden von Dürer bis Naumann, o. Kat. Nr., mit ganzseitiger Farbabb. S. 175