Lot 1161 Dα

Im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts ereignen sich in den Niederlanden tiefgreifende Innovationen in der Landschaftsmalerei. Die phantastischen Panoramaansichten des 16. Jahrhunderts, die meist von einem erhöhten Betrachterstandpunkt aus komponiert und mit religiösen oder historischen Szenen verbunden waren, werden durch realistisch wiedergegebene holländische Landschaften abgelöst, in die Szenen des gewöhnlichen Alltagsleben holländischer Fischer oder Bauern integriert werden. Der Betrachterstandpunkt liegt tiefer, wodurch der Himmel einen deutlich größeren Teil der Bildfläche einnimmt und sich der Betrachter direkter mit dem Geschehen konfrontiert sieht.
Zu den Protagonisten dieser Entwicklung gehört neben Salomon van Ruysdael vor allem Jan van Goyen, der einer der ersten bedeutenden Vertreter einer eigenständigen holländischen Landschaftsmalerei im 17. Jahrhundert wird. Das Oeuvre van Goyens umfasst nahezu alle Themenbereiche der Landschaftsmalerei. Von besonderer Bedeutung sind jedoch die Strandansichten, die der Künstler in seiner typischen Farbpalette mit verhaltenen Ocker-, Grau- und Grüntönen in subtilen Hell- und Dunkelabstufungen wiedergibt.
Das vorliegende Bild ist eines der größten Werke im Oeuvre van Goyens und greift mit der Ansicht des Strandes von Scheveningen ein bevorzugtes Thema des Künstlers in geradezu monumentaler Ausführung auf. Die charakteristische Kirche des Strandorts am linken Bildrand ermöglicht die topografische Identifizierung; daneben entfaltet sich eine überbordende Fülle virtuos wiedergegebener Staffagefiguren, deren Bandbreite von einem Fischer und zwei Fischerjungen mit ihren Hunden vorne links bis zu einer mehrspännigen Karosse im Hintergrund reicht.