Albert Anker
Mädchen, ein Buch betrachtend
Aquarell auf Papier. 34 x 24 cm.
Gerahmt..
Signiert und datiert unten rechts: Anker 1907.
Innerhalb der europäischen Malerei des 19. Jahrhunderts gehört Albert Anker zu einem der bedeutendsten Schöpfer von Kinderdarstellungen. Jungen und Mädchen im Alter von ca. sieben bis zehn Jahren stellen den größten Teil seines Bildrepertoires dar. Diese vielfach großartigen Werke sind geprägt von dem humanistischen Geist und der pädagogischen Ethik in der Nachfolge von J. J. Rousseau und Johann Heinrich Pestalozzi.
Mit größter Aufmerksamkeit, aber auch voller Zärtlichkeit, schildert Anker in einer Fülle von Bildern lesende, strickende, malende, spielende Kinder. Charakteristisch ist dabei die Betonung auf die Würde seiner Modelle, die in ihren Lese- und Bilderbüchern, in die Schiefertafeln, Strickzeug oder Spiele vertieft sind. Dies ist umso bemerkenswerter, als zu dieser Zeit Bildung für einen großen Teil der Bevölkerung keine Selbstverständlichkeit war.
Albert Anker erlitt 1901 einen schweren Schlaganfall, wodurch seine rechte Hand gelähmt wurde. Danach konnte er keine größeren Ölbilder mehr ausführen. Auf einem Stuhl sitzend und den Bildträger auf den Knien liegend, schuf er danach praktisch nur noch Aquarelle, deren Gesamtzahl auf ca. 600 Blatt geschätzt wird.
Das Modell zu unserem Aquarell hat Anker einige Jahre zuvor auch in zwei Ölbildern porträtiert. Die Nummern 574 und 576 des Werkverzeichnisses von S. Kuthy zeigen das gleiche Mädchen mit den langen, blonden und zu einem Zopf geflochtenen Haaren. Ihr gestreifter Kittel ist geradezu ein Markenzeichen für diesen großen Genremaler aus Bern.
Literaturhinweise
Über den Künstler: S. Kuthy, T. Bhattacharya-Stettler: Albert Anker. Werkkatalog der Gemälde und Ölstudien, 1995.