Lot 503 D

Mit der Farbe als Thema entwickelt Sam Francis eine Vielfalt und Variationsbreite des Ausdrucks bis hin zu extremen Widersprüchen. So reduziert er in seinen weißen Bildern zu Beginn der 1950er Jahre die Farbe bisweilen auf fast nichts und trägt sie dünnflüssig in biomorphen Formen wie Flecken auf die Leinwand auf. Der Betrachter wird von dieser vibrierenden Brillanz magisch angezogen und erfährt die Kraft der wenigen Farbspuren in den weißen natursteinähnlichen Gebilden, die sich auf der Leinwand in subtiler Bewegung schwimmend zu einem Körper verdichten. Eine Assoziation zu glühender Lava, die in großer Hitze alle möglichen Mineralien aus der Tiefe des Erdreichs in geschmolzenen Klumpen mit sich führt, stellt sich nicht von ungefähr ein. Sam Francis verbindet mit Farben Licht über Feuer, „Color is light on fire“, also höchste Energie.
Im kalifornischen Berkeley zum Künstler ausgebildet, wechselt Sam Francis schon bald nach Frankreich. Er studiert in Paris an der Académie Fernand Léger und verbringt die Sommer in Aix-en-Provence, der Heimat Paul Cézannes. Dieser Aufenthalt verändert seine Palette, die feinen blassen Töne weichen bald einem intensiven Blau, Rot und Schwarz, das sich wie ein fein verwebtes Gerüst über das Papier ausdehnt und eine bindende Ordnung in den Flächen erzeugt. Für den Betrachter sind sie eine Begegnung mit dem Eindruck von geplanter Genauigkeit und gleichzeitigem Zufall; Sam Francis verbreitet das sichere Gefühl von Leben versprühenden Aquarellen, das sichere Gefühl für Zusammenspiel zwischen Größe, Farbe und Komposition. Getropfte Farbflächen in netzartigen Verbindungen bilden das ungleiche Netz, zwischen dem die Farben gleichsam auf dem Papier ‚schwimmen' wie Seerosen auf dem Teich. Ein ‚Chaos' mit unterschiedlichen Kräften vermittelt Ideen über den Raum, Ideen über die Materie, Ideen über die Farbe.