Josef Breitenbach - Anwältin, Paris - image-1

Lot 97 D

Josef Breitenbach - Anwältin, Paris

Auktion 1031 - Übersicht Köln
30.05.2014, 14:30 - Photographie
Schätzpreis: 1.500 €
Ergebnis: 1.708 € (inkl. Aufgeld)

Josef Breitenbach

Anwältin, Paris
1933-39

Vintage, Gelatinesilberabzug. 29,8 x 23,8 cm. Rückseitig mit Bleistift beschriftet "Dr. S.A.". - Die obere rechte Ecke mit kleinem Knick..

Josef Breitenbach (1896 - 1984) war bereits Mitte Dreißig, als er sein eigenes Photostudio in München eröffnete. Als Sohn eines jüdischen Weingroßhändlers hatte er zunächst das elterliche Geschäft übernommen, sich als Autodidakt jedoch nebenher schon seit frühester Jugend mit Photographie beschäftigt und an Wettbewerben und Ausstellungen für Amateur­photo­graphen teilgenommen. Seine engen Kontakte zur Münchner Künstler- und Literatenszene, die auf seine Zeit in der pazifistischen Jugendbewegung während des Ersten Weltkrieges und in der Münchner Räterepublik von 1918/19 zurückgingen, verhalfen ihm zu ersten Aufträgen als Portrait­photograph. Im Herbst 1932 erhielt er eine Anstellung an den Münchner Kammerspielen, emigrierte aber schon kurz nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten nach Paris, wo er in den Künstlerkreis um André Breton aufgenommen wurde und zusammen mit Man Ray, Brassaï, Eli Lotar und Henri Cartier-Bresson ausstellte. Hier fotografierte Breitenbach emigrierte Künstlerkollegen wie Helene Weigel, Bert Brecht, Max Ernst und Lyonel Feininger und nahm an zahlreichen Einzel- und Gruppen­ausstellungen teil. 1938 wurde ihm die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt. Über Marseille gelang Breitenbach 1941 die Ausreise in die USA, wo er sich der Reportage- und Dokumentarphotographie zuwandte und als Photograph für verschiedene UN-Organisationen tätig war.
Die hier gezeigten Photographien, die meisten davon Vintageabzüge, stammen aus dem Nachlass von Josef Breitenbach und dokumentieren die erste Hälfte der 1930er Jahre, die Zeit der beruflichen Etablierung Breitenbachs als Photograph in München und seine frühen Jahre im Pariser Exil. Es handelt sich überwiegend um Portraitaufnahmen, von denen einige die für Breitenbach charakteristischen Merkmale, etwa die Doppelbelichtung (Lot 94) und den Einsatz von Spiegeln (Lot 88), aufweisen. Zugleich dokumentieren sie die Bedeutung, die Breitenbach der Arbeit in der Dunkelkammer beimaß: Die Einbelichtung von Bildrahmen (Lot 87-89, 91, 92 und 94) und die Verwendung von warmtonigem matt-samtigen Photopapier (Lot 85, 89, 96) gehören zu den typischen Kennzeichen der Photographien Breitenbachs in dieser Zeit.

Literatur (in Auswahl)
Wanderung. 250 Photographien 1930 bis 1965 von Joseph Breitenbach, Ausst.kat Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum, München o.J. [um 1966]
Josef Breitenbach. Photographer. Essay by Holborn Mark, New York 1986
T. O. Immisch, Ulrich Pohlmann, Klaus E. Göltz (Hg.), Josef Breitenbach. Photographien. Ausst.kat. Staatliche Galerie Moritzburg Halle, Fotomuseum im Münchner Stadtmuseum. München, Paris, London 1996
Keith Holz, Wolfgang Schopf (Hg.), Im Auge des Exils. Josef Breitenbach und die Freie Deutsche Kultur in Paris 1933-1941, Berlin 2001
Larissa Dryansky, Josef Breitenbach. 1896-1984. Une photographie impure. Ausst.kat. Musée Nicéphore Niépce, Paris 2001

Provenienz

Nachlass Josef Breitenbach

Literaturhinweise

T. O. Immisch, Ulrich Pohlmann, Klaus E. Göltz (Hg.), Josef Breitenbach. Photographien. Ausst.kat. Staatliche Galerie Moritzburg Halle, Fotomuseum im Münchner Stadtmuseum. München, Paris, London 1996, S. 62 mit Abb.; Josef Breitenbach. Photographer. Essay by Holborn Mark, New York 1986, S. 49 mit Abb.