Sigmar Polke - Ohne Titel - image-1

Lot 786 D

Sigmar Polke - Ohne Titel

Auktion 1032 - Übersicht Köln
31.05.2014, 11:00 - Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 70.000 € - 90.000 €
Ergebnis: 158.600 € (inkl. Aufgeld)

Sigmar Polke

Ohne Titel
1983

Mischtechnik auf Papier. 69,5 x 99,5 cm. Unter Glas gerahmt. Signiert und datiert 'S.Polke 83'. - Mit Atelierspuren.

In einer ebenso lässigen wie provokanten Pose lehnt die leichtbekleidete Frau an einer Art Planke und wendet dem Betrachter den Rücken zu. Ihre Konturen hat Sigmar Polke mit schnellem schwarzem Pinselstrich fast skizzenhaft gezeichnet und hebt sie dadurch von dem räumlich nicht näher definierten Bildraum ab. Die Arbeit ist charakteristisch für den stilistischen Wandel, der sich in Polkes Werken in den frühen 1980er Jahren vollzog: An Stelle humorvoll-ironischer Bildkommentare, die sich am Figurativen orientierten, rückte verstärkt das Interesse an Farben und der experimentelle Umgang mit diesen in den Vordergrund. Polke entwickelte eine enorme Kreativität bei der Kombination verschiedenster Werkstoffe, was ihm den Beinamen des ‚Alchimisten' einbrachte. Die vorliegende Arbeit ist mit ihrer Reduzierung der figürlichen Darstellung auf eine Silhouette ebenso typisch für jene Werkphase wie der experimentelle und materialbetonte Charakter der Ausführung: Polke bearbeitete den Bildgrund mit verschiedenen Farbmaterialien, trug sie mit unregelmäßigem Pinselduktus auf und vermied somit bewusst eine allzu harmonische Komposition. Die Beschäftigung mit sexuell aufgeladenen Bildinhalten durchzieht Polkes gesamtes Œuvre mit unterschiedlich starker Ausprägung: Ein prominentes Beispiel für Polkes Lust an der Provokation sind jene 50 „Porno-Gouachen“, die der Künstler 1973 dem Westfälischen Kunstverein in Münster als Jahresgabe zur Verfügung stellte. Die Darstellungen sind zum Teil äußerst explizit, verbinden sich aber gleichzeitig so eindrücklich mit der Farbgestaltung, dass ihre Drastik durch ihre Einbettung in die lebhafte Gesamtkomposition gedämpft wird. Bei der vorliegenden Gouache betont Polke die derbe, im Prinzip unerotische Darstellung. Ihm gelingt damit in der für ihn so typischen ironischen Manier eine augenzwinkernde Parodie auf die klassische Aktmalerei.

Zertifikat

Wir danken dem Estate of Sigmar Polke, Köln, für hilfreiche Auskünfte.

Provenienz

Galerie Schmela, Düsseldorf; Privatsammlung, Nordrhein-Westfalen