Leo Putz
Blond und Brünett
1913
Öl auf Leinwand 73,5 x 63,5 cm Gerahmt. Unten rechts signiert 'Leo Putz'. - In schöner, farbfrischer Erhaltung. Obere rechte Ecke mit einer kleinen Farbabplatzung.
"Die schönen Beleuchtungen fesseln mich, das sind Beleuchtungen, die fortan wechseln, ineinander spielen, zu wunderlichen Kombinationen sich verschlingen und nur im letzten Augenblick festzuhalten sind. Die Farbe, wie sie gerade in dieser momentanen Beleuchtung erscheint und weiter gar nicht festzuhalten ist, reizt mich - ganz besonders aber, wenn ich ganze Komplexe solcher Farben zu beherrschen habe! Es sind das Farbenklänge, die wie ein musikaler Wohlklang zu einander stimmen müssen ... sie vereinigen sich zu einem Akkord, in dem es keine Dissonanz geben darf, das heißt, eine Farbe darf der anderen nicht wehe tun, darf sie nicht überschreien." (Leo Putz, zit. nach Ruth Stein, Leo Putz, Wien 1974, S. 39).
Die große Faszination und die technische Brillanz des Künstlers für die Behandlung des Lichtes wird hier ebenso augenfällig wie das Einfühlungsvermögen, mit dem Putz seine Modelle wiederzugeben vermag. Die beiden jungen Mädchen scheinen sich in einem sonnendurchfluteten Raum aufzuhalten. Das klare helle Sonnenlicht reflektiert auf der Hautoberfläche ihrer Gesichter, Hände und Arme und lässt sie frisch und makellos schimmern. In breiten, fließenden Pinselstrichen fängt der Künstler die Stoffoberfläche ein, die sich unter der Wirkung des Lichtes in einen Zusammenklang subtiler Weiß-, Grau- und Blautöne auflöst. Auch der nicht näher definierte, ebenfalls durch die Lichteinwirkung verschwimmende Hintergrund trägt dazu bei, die Klarheit und Plastizität der Mädchengesichter zu betonen.
Zwei Vergleiche für das Modell der rechts Dargestellten finden sich in der Zeichnung "Bildnis eines Mädchens I" (H. Putz 1857) und dem Gemälde "Bildnis eines Mädchens II" (H. Putz 1858), beide aus dem Jahr 1912.
Von 1900 bis 1926 ist Leo Putz mit zahlreichen Werken in der Zeitschrift "Jugend - Münchner Illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben" vertreten. 1896 gegründet, wurde die Zeitschrift nicht nur Namensgeberin des "Jugendstils", sie reichte in ihrer Bandbreite weit über diesen hinaus und wurde zum Sammelpunkt der vielfältigen Kunstströmungen dieser Zeit. Auch "Blond und Brünett" diente 1913 für die Nummer 28 der "Jugend" als farbiges Titelblatt.
Werkverzeichnis
H. Putz 550
Provenienz
Brakls Moderne Kunsthandlung, München (mit Kaufquittung vom 18.7.1913); Sammlung W. Posselt, Riga, seitdem in Familienbesitz; Privatbesitz, Rheinland-Pfalz
Literaturhinweise
Jugend, Münchner Illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben, 1913, Nr. 28, mit ganzseitiger Titelabb. in Farbe