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Lot 312 D

Erich Heckel - Mohn

Auktion 1033 - Übersicht Köln
30.05.2014, 18:00 - Modern Kunst
Schätzpreis: 30.000 € - 35.000 €
Ergebnis: 39.040 € (inkl. Aufgeld)

Erich Heckel

Mohn
1926

Aquarell auf festem, leicht genarbten Büttenpapier 55,8 x 44,3 cm Unter Glas gerahmt. Unten links in der Darstellung mit Bleistift signiert, datiert und betitelt 'ErichHeckel 26/ - Mohn -'. - Am linken Rand kleiner, fachmännisch geschlossener Randeinriss. In schöner Erhaltung.

Das vorliegende Aquarell ist ein sehr schönes Beispiel für Heckels Stillleben der 1920er Jahre. Der Tisch mit der gemusterten Decke, die ausgreifenden Mohnstengel in dem einfachen bäuerlichen Steinguttopf und der groß ornamentierte Hintergrund sind Motivkomponenten, die gleichwertig nebeneinander stehen und über die Grenzen des eigentlichen Gegenstandes hinaus farblich korrespondieren. So wird das Blatt insgesamt optimal in der Fläche ausgefüllt und ist doch bewusst organisiert. Im Vordergrund fügt der Künstler den Kopf seiner 1913 in Osterholz entstandenen Holzskulptur "Frau" ab (heute im Brücke-Museum Berlin; Vogt 11, s. auch Vergleichsabb.). Den bewegten Hintergrund bilden Ornamente seiner Atelierausmalung.
"Während sich die frühen Stilleben der Dresdener 'Brücke'-Zeit tendenziell noch an der traditionellen Ikonographie orientieren, geht Heckel in Berlin mit der neuen Bildsprache eines grundlegend gewandelten Stils dazu über, Stilleben aus dem Atelierkontext zu isolieren, deren Motivzusammenstellung sich hauptsächlich aus dem Inventar der 'primitivistisch' ausgestalteten Arbeitsräume rekrutiert. So werden die selbstgeschnitzten Skulpturen und Möbel sowie die aus der Begeisterung für außereuropäische Kulturen in den Ateliers gesammelten Exotika, die sich bekanntermaßen auch stilbildend auf das Kunstschaffen der 'Brücke'-Künstler auswirkten, zu Stillleben arrangiert - oftmals im Zusammenspiel mit den im Hintergrund gezeigten Darstellungen der exotisierend bemalten Atelierwände. Einen ersten Höhepunkt erfährt die Stillebenmalerei bei Heckel in den 20er Jahren, nach seiner Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg. Als bevorzugtes Motiv hält nun das oftmals mit Skulpturen oder figürlichen Wandmalereien zu symbolhaften Kompositionen arrangierte Blumen-Stilleben Einzug in das Oeuvre des Künstlers, aus dem - nach der Erschütterung durch die Kriegswirren - mit einer neuen und klaren Strukturierung sowie einer ausgeprägten Flächigkeit und Parallelstellung der Bildgegenstände zueinander das neue Bedürfnis nach Ordnung und Stabilität spricht. Das Blumenmotiv bleibt bis in die Spätzeit der Hemmenhofener Jahre dominierend. Dazu kommen Darstellungen, die als 'Erinnerungs-Stillleben' zu einem retrospektiven 'Spiegelbild seiner künstlerischen Entwicklung' werden." (Hanna Strzoda, Die Stilleben Erich Heckels, in: Erich Heckel, Aufbruch und Tradition, Eine Retrospektive, Ausst. Kat. Schleswig/Berlin, München 2010, S. 98 f.).

Zertifikat

Wir danken Hans Geissler und Renate Ebner, Erich Heckel Stiftung, Hemmenhofen, für freundliche Auskünfte. Die Arbeit ist im Archiv des Erich Heckel Nachlasses registriert.

Provenienz

Privatsammlung Nordrhein-Westfalen

Ausstellung

Münster 1953 (Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster), Erich Heckel - Zur Vollendung des siebenten Lebensjahrzehntes, Kat. Nr. 132