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Lot 1016 Dα

Lucas van Gassel - Weite Landschaft in der Christus einen Blinden heilt

Auktion 1040 - Übersicht Köln
15.11.2014, 11:00 - Gemälde und Zeichnungen Alter Meister, Skulpturen
Schätzpreis: 150.000 € - 180.000 €
Ergebnis: 155.000 € (inkl. Aufgeld)

Lucas van Gassel

Weite Landschaft in der Christus einen Blinden heilt

Öl auf Holz. 48,5 x 70,2 cm.
Monogrammiert unten Mitte: LG ANNO 1540.

Der niederländischen Kunsthistoriograph Karel van Mander berichtet, dass Lucas van Gassel in Helmondt geboren wurde, später nach Brüssel übersiedelte und dort 1568 starb. Über seine Lehrzeit und seine weitere Karriere hingegen ist kaum etwas überliefert. Sein Oeuvre umfasst heute nur zehn signierte Werke, die zwischen 1530 und 1540 datiert werden und die seine große Begabung als Landschaftsmaler belegen. Mit Henri Bles und Cornelis Massys gehört er zu den wichtigsten Nachfolgern des Joachim Patinier, und wie dieser baut auch Gassel seine Landschafspanoramen von einem braungrünen Vordergrund ausgehend bis zu einem hellen, im Licht sich auflösenden Hintergrund auf, mit einem sehr hohen Horizont. Häufig findet man bei beiden Malern biblische Szenen inmitten der weitsichtigen Landschaften.
In der Art der Signatur ist unser Gemälde vergleichbar mit anderen Werken der reifen Schaffenszeit, etwa mit einem 1540 datierten Gemälde (Christie´s London 16.12.1998, Lot 26) oder mit einem 1542 entstandenem Bild in Privatbesitz, bei dem die „Taufe Christi“ dargestellt ist.
Typisch für Gassels Gestaltungsstil ist die Unterteilung der Landschaften in unterschiedliche Ebenen, in denen in kleineren Szenen biblische Begebenheiten oder solche aus dem täglichen Leben geschildert werden.
Bei genauer Beobachtung unseres Gemäldes erkennt man an verschiedenen Stellen unter den transparenten Pigmenten eine rasche, skizzenhafte Unterzeichnung. Eine technische Analyse hat zudem ergeben, dass das ursprüngliche Bildmotiv eine Episode aus der Geschichte von Tobias mit dem Engel zeigte. Sie wurde später von Frans Francken II ersetzt durch die neutestamentarische Szene in der Christus einen Blinden heilt. Eine Begründung für diese Veränderung ist nicht bekannt, allerdings - und das mag einer Rolle gespielt haben - waren um 1600 Gemälde, bei denen zwei Maler mitgewirkt hatten, besonders begehrt. Das Tobias-Motiv stammt aus dem apokryphen Buch des Tobit, die spätere Szene hingegen aus dem Markus-Evangelium (8, 22-29). Beide Themen beziehen sich auf die geistige Blindheit der Menschheit, die mit der Menschwerdung Christi erlöst wird.

Provenienz

Belgische Privatsammlung.