Gillis Mostaert
Hans Vredeman de Vries - Uria empfängt den Brief an Joab im Palast des David - image-1

Lot 1026 Dα

Gillis Mostaert Hans Vredeman de Vries - Uria empfängt den Brief an Joab im Palast des David

Auktion 1040 - Übersicht Köln
15.11.2014, 11:00 - Gemälde und Zeichnungen Alter Meister, Skulpturen
Schätzpreis: 30.000 € - 35.000 €
Ergebnis: 64.480 € (inkl. Aufgeld)

Gillis Mostaert
Hans Vredeman de Vries

Uria empfängt den Brief an Joab im Palast des David

Öl auf Holz. 39 x 66 cm.

Dieses Gemälde stellt eine Zusammenarbeit zwischen den beiden Antwerpener Künstlern Hans Vredeman de Vries und Gillis Mostaert dar, wobei Vredeman de Vries die Architektur malte und Mostaert die Figuren (Ausst.-Kat. Lemgo 2002, Nr. 125).
Hans Vredeman de Vries war ein bedeutender Mittler zwischen der italienischen Renaissance und der niederländischen Kunst. Als Architekt, Architekturtheoretiker und Maler führte er die Zentralperspektive in die niederländische Kunst ein, seine gedruckten Perspektivfolgen, bei Hieronymus Cock in Antwerpen publiziert, dienten zahlreichen niederländischen Künstlern als wichtige Inspiration für ihre Werke.
Ein prachtvoller Renaissancepalast, nach den Regeln der klassischen Architekturtheorie gestaltet, stellt auch in diesem Bild die Bühne für die Geschichte aus dem Alten Testament dar, die sich in Samuel 11 findet. David überreicht dem Soldaten Uria einen Brief für den Heerführer Joab. Der König weist darin Joab an, den nichtsahnenden Uria bei der kommenden Schlacht in den vordersten Reihen aufzustellen, damit dieser im Kampf fallen und so seiner Beziehung zu Bathseba, der Frau des Uria, nicht mehr im Weg stehen möge.
Der Künstler hat die Bildarchitektur so gestaltet, dass sie den Blick auf die zwei Protagonisten des Geschehens, David und Uria, lenkt. So befindet sich der Fluchtpunkt der perspektivischen Konstruktion unmittelbar neben dem Kopf des David.
Das Gemälde stellt ein exemplarisches Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen Hans Vredeman de Vries und Gillis Mostaert in Antwerpen in der zweiten Hälfte der 1560er Jahre dar, die sich in einer Reihe von gemeinsamen Werken manifestiert. Heiner Borggrefe deutet dieses Werk – wie das „Massaker des römischen Triumvirats“ oder den „Bethlemitischen Kindermord“ – als einen kritischen Kommentar der beiden Künstler auf die aktuellen politischen Ereignisse in Flandern, auf die repressive Politik der Spanier unter Alba und Philipp II. Entsprechend deutet Borggrefe die Figur des David als negative Repräsentation des spanischen Königs und vermutet, dass das Werk 1570 unfertig in Antwerpen zurückgelassen wurde, als Hans Vredeman de Vries nach Aachen flüchtete.

Provenienz

Westdeutsche Privatsammlung.

Literaturhinweise

Ausst.-Kat. Lemgo 2002: Hans Vredeman de Vries und die Renaissance im Norden. Hrsg. v. Heiner Borggrefe u.a. München 2002, s. 287f, Nr. 125.