Georges Mathieu - Redorte - image-1

Lot 506 D

Georges Mathieu - Redorte

Auktion 1042 - Übersicht Köln
29.11.2014, 12:00 - Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 60.000 € - 80.000 €
Ergebnis: 62.000 € (inkl. Aufgeld)

Georges Mathieu

Redorte
1965

Öl auf Leinwand. 60 x 120 cm. Signiert und datiert 'Mathieu 65'. Rückseitig auf dem Keilrahmen betitelt "Redorte". - Mit leichten Altersspuren.

Als einer der Hauptvertreter des Tachismus prägte der französische Maler Georges Mathieu mit der "Lyrischen Abstraktion" eine Strömung des Tachismus, die sich durch Spontanität, Geschwindigkeit und das Unbekannte, durch Einbildungskraft und Risiko auszeichnet. Auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen experimentierte Mathieu mit Maltechniken und es entstanden "drippings", indem er flüssige Farbe auf die Leinwand tropfte, oder Werke, bei denen er die Farbe unmittelbar mit den Fingern auftrug. Wie in dem vorliegenden Werk „Redorte“ wird der, bis dahin in seinem Gesamtwerk unübliche, "tubisme" - ein direkter reliefartiger Farbauftrag von der Tube auf die Leinwand - zu einer seiner favorisierten Ausdrucksmöglichkeiten. Diese Technik spiegelt sein Streben nach Unverfälschtheit wieder, die er sich durch die spontane und intuitive Ausführung erhofft und die sein Innerstes zum Ausdruck bringt. Der Malakt war für den Künstler von so großer Bedeutung, dass er den Entstehungsprozess großformatiger Bilder ab 1957 wiederholt vor Publikum inszenierte. Seine Arbeitsweise erinnert an die Methode der japanischen Kalligraphie, deren wichtigste Grundsätze unter anderem die Konzentration, die Improvisation und die Geschwindigkeit sind.
"Freiheit, das ist das Leere." (Georges Mathieu (1947), in: Galerie Schmela (Hg.), Mathieu, Einladung zur Eröffnung der Ausstellung am 4. Juni 1965, Galerie Schmela, Düsseldorf 1965, S.2). Auch dieser Grundsatz von Mathieus distinktiver Formsprache wird in dem vorliegenden Bild deutlich. Indem er durch die Leere auf der Leinwand und die Beseitigung aller figurativen Formen einen Schauplatz für seine malerische Entladung schafft, eröffnet er dem Betrachter die Freiheit, das Bild durch Selbstinterpretation und Intuition inhaltlich zu füllen. Nur durch eine solche Auseinandersetzung ist es dem Betrachter möglich, den künstlerischen Aussagen und Gedanken Mathieus näher zu kommen. Die Malerei ist für den Künstler ein Motiv "[...] um zu schreien, um zu sprechen, um ein Drama auszudrücken, und zwar meines und das aller Menschen." (Georges Mathieu, in Galerie Lauter (Hg.), Georges Mathieu, Ausst.Kat. Galerie Lauter, Mannheim 1980, S.2)

Zertifikat

Mit beiliegendem Photozertifikat von Jean-Marie Cusinberche, Vatteville, vom 9.10.2014.

Provenienz

Galerie Schmela, Düsseldorf; Privatsammlung, Nordrhein-Westfalen

Ausstellung

Düsseldorf 1965 (Galerie Schmela), Georges Mathieu, Einladungskarte Nr.7