Lot 518 D

Im Katalog zur Marwan-Ausstellung im Museum of Modern Art in Bagdad schreibt Jörn Merkert 1980 über die in den letzten Jahren entstandenen „Kopf-Bilder“:

„Diese Steigerung [die Steigerung des künstlerischen Ansatzes, der auf die freie Farbe und die reine Malerei zielt] aber müssen wir auch begreifen als weiterführende geistige Überhöhung des Bildes, das sich Marwan vom Menschen macht. Dabei hat Marwan seine bildnerischen Mittel radikalisiert. Ganz nah ist er bei der Darstellung der Köpfe an das Gesicht herangegangen. […] Augen und Mund berühren häufig den Bildrand, die Überfülle und Übergröße des Dargestellten sprengt förmlich die Bildfläche. Die größere Nähe zum Gegenstand geht einher mit einer noch umfassenderen Auflösung, die der fast absolut gewordenen Abstraktion in der Handhabung der Farbe entspricht. Dabei ist nicht nur nichts von der formal-inhaltlich scheinbar verunklärenden Spontaneität des Farbvortrags aufgegeben sondern eher noch weiter getrieben. […] Läßt man sich auf eine ausdauernde, geduldige Zwiesprache mit diesen Bildern ein, kann man erleben, wie aus dem abstrakten, auf den ersten Blick pathetisch hinterfeuerten, bewegten Farbgefüge erst langsam das Gesicht hervortritt. Langsam geschieht das nur, ganz im scheinbaren Widerspruch zu dieser schnellen Malerei, und dann aber auch nur für einen Moment, der wie eine aufblitzende Erkenntnis der Sinne erfahren wird, bevor das eben noch klar gesehene Antlitz in einer sanften Bewegung in den Farbstrudel wieder wegtaucht.“ (Jörn Merkert, Marwan, Ausst.Kat. Museum of Modern Art Bagdad, Berlin 1980, S.53)