Carl Spitzweg - Landschaft mit Schwalben - image-1

Lot 2548 Nα

Carl Spitzweg - Landschaft mit Schwalben

Auktion 1097 - Übersicht Köln
18.11.2017, 14:00 - Kunst des 19. Jahrhunderts
Schätzpreis: 60.000 € - 70.000 €
Ergebnis: 74.400 € (inkl. Aufgeld)

Carl Spitzweg

Landschaft mit Schwalben

Öl auf Holz (parkettiert). 21 x 28,5 cm.
Monogrammiert unten rechts: S im Rhombus.

Carl Spitzweg konnte sich erst nach Abschluss eines Pharmaziestudiums intensiv der Malerei widmen. Da er eine Ausbildung an der Münchner Akademie ablehnte, fand er in dem wenige Jahre jüngeren Eduard Schleich (1812-1874) nicht nur einen zeitlebens wichtigen Künstlerfreund, sondern zugleich einen Lehrer im Bereich der Landschaftsmalerei. Das vorliegende Gemälde tauschte Spitzweg mit Schleich gegen eines von dessen Werken. Das Bild ging nach dem Tod Schleichs in den Besitz von dessen gleichnamigen Sohn Eduard Schleich d. J. über, der es 1913 an einen deutschen Privatsammler veräußerte. Aus dem Besitz von dessen Nachfahren wird das Werk nun nach über 100 Jahren zum ersten Mal wieder angeboten.
Spitzweg etablierte sich bereits mit seinen frühen Arbeiten - der legendäre „Arme Poet“ entstand schon 1837 - als kluger Gesellschaftsanalytiker, der in seinen kleinformatigen Genrebildern die vordergründige, biedermeierliche Idylle mit ironischen Kommentaren und versteckter Gesellschaftskritik verband. In seinen späteren Werken wandte sich Spitzweg vermehrt der Landschaftsmalerei zu, beeinflusst insbesondere durch Eduard Schleich, der als bedeutender Wegbereiter der Freilichtmalerei in Deutschland gilt. Mit ihm unternahm Spitzweg zahlreiche Reisen, u. a. 1851 nach Paris, wo insbesondere die Schule von Barbizon großen Eindruck auf die beiden Künstler machte. Spitzwegs Malerei wurde in der Folge immer offener und lichtdurchfluteter und lässt eine Entwicklung zum Impressionismus erkennen. Seine lichtdurchflossenen Landschaften aus dieser Zeit beinhalten wenig oder gar keine Figurenstaffage, im Vordergrund stehen die Phänomene Licht und Natur. In unserer von Siegfried Wichmann in die Zeit um 1865/70 datierten „Landschaft mit Schwalben“ verbindet der Künstler die Landschaftsdarstellung mit drei Telegraphenstangen, deren Leitung sich vom rechten Bildrand quer durch den Bildraum zieht. Auf der Leitung haben sich die titelgebenden Schwalben versammelt. Zum Zeitpunkt der Entstehung unseres Gemäldes war die Telegrafie noch eine neue und sehr moderne Technik - ein zusammenhängendes Netz von Telegrafenlinien hatte sich in Deutschland ab der Mitte des 19. Jahrhunderts herausgebildet. In Spitzwegs malerischem Werk taucht dieses interessante Motiv anscheinend nur dreimal auf. Neben unserem Werk befinden sich die beiden anderen, etwa gleich großen Darstellungen im Museum Georg Schäfer in Schweinfurt sowie im Erfurter Angermuseum.

Provenienz

Eduard Schleich d. Ä. (von Spitzweg im Tausch mit einem eigenen Gemälde). – Eduard Schleich d. J. – Am 16.4 1913 von einem Privatsammler erworben. – Seitdem in Erbfolge in Privatbesitz.

Literaturhinweise

Günther Roennefahrt: Carl Spitzweg. Beschreibendes Verzeichnis seiner Gemälde, Ölstudien und Aquarelle, München 1960, S. 161, Nr. 248 mit Abb. - Siegfried Wichmann: Carl Spitzweg. Verzeichnis der Werke. Gemälde und Aquarelle, Stuttgart 2002, S. 381, Nr. 890 mit Abb.