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Lot 216 D

Georg Kolbe - Stürzender (Stürzender Mann, Kleiner Stürzender)

Auktion 990 - Übersicht Köln
02.12.2011, 00:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 35.000 € - 45.000 €
Ergebnis: 65.340 € (inkl. Aufgeld)

Bronzeplastik. Höhe 64,8 cm. Hinten auf dem unregelmäßig gestalteten Sockel zwischen den Füssen monogrammiert GK (ligiert) sowie hinten am Rand rechts mit dem eingeschlagenen Gießerstempel "H NOACK BERLIN FRIEDENAU" versehen. Einer von mindestens 4 bekannten Güssen, 1924-1930 entstanden. - Mit schöner schwarzbrauner, stellenweise aufgelichteter Patina.

Berger 70

Die Figur des knienden, nach hinten stürzenden männlichen Aktes entstand ursprünglich 1924/1925 im Zusammenhang mit Entwürfen für ein Gefallenen-Denkmal im Berliner Rathaus, das nicht zur Ausführung kam. "Mittels einer Schablone wurde die Wirkung des 'Stürzenden' im Sommer 1925 am vorgesehenen Aufstellungsort getestet." (Ursel Berger, Georg Kolbe - Leben und Werk mit dem Katalog der Kolbe-Plastiken im Georg-Kolbe-Museum, Berlin 1990, S. 276). Neben den im Kolbe-Nachlass überlieferten Zeichnungen gibt es eine verwandte Radierung, beschrieben als "Kniender, sich aufbäumender männlicher Akt, die Arme angewinkelt, die Hände zu Fäusten geballt" von um 1925 (Rosenbach 64, Georg Kolbe Museum Berlin, siehe Vergleichsabbildung 1); das Athletische und Kämpferische ist in der Plastik jedoch deutlich zurückgenommen, der Ausdruck ist ein anderer geworden. Die dramatische, offene Bewegung, zunächst ein heroisches Aufbäumen, ist dem erschöpften Fallen des Todgeweihten gewichen. Motivischer Vorläufer mag Auguste Rodins berühmter "L'Homme qui tombe" gewesen sein. Der frei nach hinten fallende Akt vom Tympanon des Höllentores aus den 1880er Jahren (vgl. Antoinette Le Normand-Romain, The Bronzes of Rodin, Catalogue of Works in the Musée Rodin, Paris 2007, S. 428 ff.) fand bekanntermaßen u.a. Wiederverwendung in der aus Einzelfiguren zusammengefügten Skulptur "Je suis belle", der Rodin einen Vers von Baudelaire zueignete. In die weit auseinandergeworfenen Arme des Mannes passte er, die Geschlechter einander quasi ergänzend, einen kauernden weiblichen Akt ein.
Georg Kolbe entwickelte zu seinem "Stürzenden" wohl wenig später, 1927, offenbar eine fast lebensgrosse Bronze-Fassung, die aber bis heute verschollen ist.1940 entwarf er schliesslich für einen Potsdamer Ehrenfriedhof in enger Anlehnung an die vorliegende Figur die Variante des "Großen Stürzenden" (Berger 180, Höhe 235 cm, Guss 1961, im Georg-Kolbe-Hain, Berlin). Jedoch auch dieses Projekt wurde nicht ausgeführt; ein Atelierfoto von ca. 1950 zeigt das erhaltene, überlebensgrosse Gipsmodell (siehe Vergleichsabbildung 2).

Werkverzeichnis

70 Berger

Provenienz

Privatbesitz Köln; Lempertz Auktion 561, 2. Mai 1977, Los 348; seitdem in Privatbesitz

Literaturhinweise

Georg Kolbe, Plastik und Zeichnungen, Aufnahmen im Kunstgeschichtlichen Archiv des Seminars Marburg a.d. Lahn 1931, Tafeln 40, 41; Ludwig Justi, Georg Kolbe, Berlin 1931, Abb. 18; Rudolf G. Binding, Vom Leben der Plastik, Inhalt und Schönheit des Werkes von Georg Kolbe, Berlin 1933, S. 47 mit Abb. S. 44 ("Stürzender 1925")

Ausstellung

Bremen 1979 (Gerhard Marcks-Stiftung), Georg Kolbe, Nr. 24 ("Stürzender, 1925")