Ernst Barlach - Die lesenden Mönche III - image-1

Lot 226 D

Ernst Barlach - Die lesenden Mönche III

Auktion 1043 - Übersicht Köln
28.11.2014, 18:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 50.000 € - 60.000 €
Ergebnis: 49.600 € (inkl. Aufgeld)

Ernst Barlach

Die lesenden Mönche III
1932

Bronze Höhe 58 cm Seitlich unten links signiert und datiert 'E.Barlach 1932'. Rückseitig unten rechts mit dem Gießerstempel "H. NOACK BERLIN". Eines von 25 unnummerierten Exemplaren. - Mit sehr schöner goldbrauner Patina. - In sehr guter Erhaltung.

Als Werkmodell für die „Lesenden Mönche III“ schuf Barlach zunächst eine Fassung in Gips (Laur 527, mit mehreren Abgüssen), nach der die Bronzefassung gegossen und ein Eichenholz-Unikat (Laur 531) gearbeitet wurde. Zudem existiert eine „Männliche Maske“ aus ungebranntem Ton, mit der der Künstler das Gesicht des rechten Mönches vorbereitete und die später ebenfalls in Bronze gegossen wurde (Laur 529 u. 530).
Mit dem Thema der lesenden Mönche setzte sich Ernst Barlach bereits 1921 in zwei kleinen Versionen auseinander. „Die lesenden Mönche I“ (Laur 317 u. 318) weist noch eine blockhafte, wenig ausgearbeitete Gestaltung auf, „Die lesenden Mönche II“ (Laur 319 u. 320), von denen ein Exemplar auch in dieser Auktion angeboten wird, ist durch eine kantige, nervöse Struktur gekennzeichnet.
Als der Künstler das Sujet der beiden eng nebeneinander sitzenden, gemeinsam in ein Buch vertieften Mönche 1932 wieder aufgriff, bediente er sich für die Umsetzung einer weich gerundeten, feiner ausgearbeiteten Formensprache. Die Gesichter der Mönche, ihre Haartracht und die Körperhaltung sind detailliert und individuell wiedergegeben und lassen erkennen, dass es sich um zwei Männer unterschiedlichen Alters handelt.
Beeinflusst von formalen Aspekten der mittelalterlichen Bildhauerei nutzte Barlach in seinen Plastiken durchaus auch die Ausarbeitung der Bekleidung als Ausdrucksform für die seelische Verfassung der Dargestellten. In der vorliegenden Plastik legen sich die glatten Stoffbahnen in vereinzelten, weichen Falten um die zu erahnenden Körperformen und unterstreichen damit den Eindruck von gelehrter Versenkung und tiefem, inneren Frieden, der von den lesenden Mönchen ausgeht. Elisabeth Laur betont dies als deutlichen Unterschied zu den ersten beiden Fassungen: „Die Oberfläche ist sorgfältig geglättet und das Gewand fällt in großzügigen Schwüngen, die die beiden Figuren noch stärker miteinander verbindet; beides verleiht der Gruppe erst die der Thematik angemessene Ruhe und Intensität.“ (in: Ernst Barlach. Das plastische Werk. Werkverzeichnis II, Güstrow 2006, S. 44).

Werkverzeichnis

Laur 528; Schult 420

Provenienz

Galerie Wilhelm Großhennig, Düsseldorf 1959; Privatsammlung Westfalen

Literaturhinweise

Friedrich Droß (Hg.), Ernst Barlach, Die Briefe II (1925-1938), München 1969, Nr. 996 u. S. 835; Georg-W. Költzsch (Hg.), Skulptur, Plastik und Zeichnungen von Bildhauern des 19. und 20. Jahrhunderts aus der Sammlung der Modernen des Saarlandmuseums Saarbrücken, bearb. v. Helga Schmoll gen. Eisenwerth, Saarbrücken 1989, S. 56 f.; Stiftung und Sammlung Rolf Horn, bearb. von Heinz Spielmann, 2. Aufl., Schleswig 1995, Nr. 124; Catalogue of Collections, Shizuoka Prefectural Museum of Art, Shizuoka 1996, S. 168; Hirshhorn, Museum and Sculpture Garden, Washington 1996, S. 8; Ernst-Gerhard Güse, Meisterwerke des 20. Jahrhunderts, Saarlandmuseum Saarbrücken, Saarbrücken 1999, S. 226

Ausstellung

Düsseldorf 1959/60 (Galerie Großhennig), Ausstellung auserlesener Kunst des 20. Jahrhunderts. Gemälde, Plastik, Aquarelle, mit Abb. o. S.; Hamburg 2003 (Hauptkirche St. Katharinen), Ernst Barlach, Mystiker der Moderne, S. 313; Kyoto/Tokyo/Kofu 2006 (The National Museum of Modern Art/The University Art Museum/Yamanashi Prefectural Museum of Art), Ernst Barlach Retrospektive, Kat. Nr. 148