Guéridon époque Louis XVI
Mahagoni und Mahagonimaser auf Eiche, feuervergoldete Bronze, weißer Marmor. Kleiner Ziertisch in dreibeiniger, antikischer Architektur auf rundem Grundriss. Zwei Platten mit umlaufenden, durchbrochenen Galerien, ein Zargenschub. Unter der oberen Platte gestempelt M. CARLIN. Restauriert, die untere Platte wohl ersetzt, Schubarretierung verloren. H 73, Durchmesser 42 cm.
Paris, Martin Carlin, um 1770 - 80.
Martin Carlin, der zu den bedeutendsten Ebenisten des ausgehenden Ancien Régime gezählt wird, wurde um 1730 wahrscheinlich in Freiburg im Breisgau geboren. Über seine Lehrjahre in Paris ist nichts bekannt. Am 26. Februar 1759 heiratete er die Schwester Jean-François Oebens, was ihn auch familiär mit einem herausragendsten Ebenisten seiner Zeit verband. Als Meister hat er sich am 30. Juli 1766 eintragen lassen. Seine Möbel wurden hauptsächlich über die marchands-mercier Simon-Philippe Poirier und Dominique Daguerre vertrieben. Er baute mehrheitlich leichte Kleinmöbel wie Gueridons, kleine Damenschreibtische, Nähtische oder Notenpulte, die er häufig mit Porzellanplaketten aus Sèvres dekorierte. Gegen 1775 änderte sich die Produktion auffällig, da Möbel mit japanischen Lacktafeln in Mode kamen. Auffällig an seinen Möbeln sind die überaus reichen vergoldeten Bronzen, die er über seine Händler bezog. Ein häufiges Motiv hierbei sind bogenförmige Draperien, die sich meist allseitig um die Möbel ziehen und auch an dem angebotenen Tisch zu finden sind (vgl. dazu Pradère, Abb. 402 ff). Zu seinen Kunden zählten neben den Schwägerinnen Louis XVI auch die Mätressen Louis XV Madame Du Barry oder die Mademoiselle Laguerre.
Das hier angebotene Möbel entspricht in seiner Form einem Typus, den Carlin sehr oft gebaut hat. In der Form ähnliche Tische, mit zum Teil allerdings anderen Verzierungen, finden sich heute in den Sammlungen des Louvre, dem Getty Museum, dem Metropolitan Museum oder der Wallace Collection.
Literaturhinweise
Zum Ebenisten s. Kjellberg, Le mobilier francais du XVIIIe siècle, Paris, 2008, S.169 ff.
Vgl. ein in den Dimensionen gleiches Guéridon in der Sammlung The Metropolitan Museum of Art, New York, Wrightsman Collection, Eingangsnummer 1986.38.2.