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Lot 1002 Dα

Bicci di Lorenzo - Heiliger Benedikt Heilige Margaretha

Auktion 1049 - Übersicht Köln
16.05.2015, 11:00 - Gemälde Alter Meister und des 19. Jahrhunderts, Zeichnungen
Schätzpreis: 50.000 € - 70.000 €

Bicci di Lorenzo

Heiliger Benedikt Heilige Margaretha

Tempera auf Holz. Jeweils 33 x 10 cm.

Benedikt und Margaretha von Antiochien erscheinen auf diesen Tafeln ganzfigurig und im hellen Habit des Benediktinerordens. Der ein nacktes Figürchen verschlingende Drache, den die Heilige Margaretha wie ein Schoßhündchen an einer Leine führt, spielt auf eine Episode ihrer Legende an, wonach ein Stadtpräfekt sie beim Hüten der Schafe sah und begehrte. Da sie sich standhaft weigerte, ließ er sie ins Gefängnis werfen. Mehrfach erschien ihr dort der Versucher als riesiger Drache und wand sich um sie, um sie zu verschlingen, aber er wurde zerbrochen durch das Kreuzzeichen, das Margaretha über ihn machte wodurch sie unversehrt blieb.
Stilistisch können die beiden Tafeln dem florentinischen Maler Bicci di Lorenzo zugeordnet werden. Dieser gehörte in zweiter Generation einer berühmten Malerdynastie an, die von seinem Vater Lorenzo di Bicci (ca. 1350-1427) gegründet wurde und in der dritten Generation mit Neri di Bicci (1418-1492) bis weit in das 15. Jahrhundert getragen wurde. Für die Autorschaft von Bicci di Lorenzo lassen sich unsere Tafeln vergleichen mit den Seitentafeln eines kleinen Flügelaltares in der Berliner Gemäldegalerie (Fondazione Federico Zeri Nr. 11806). Hier wie dort sind in den Heiligengesichtern die typischen, auf einfachste plastische Formen abstrahierenden Vereinfachungen der Binnenformen zu erkennen.
Bicci di Lorenzos Stil leitet sich zwar unverkennbar aus der väterlichen Kunst ab, aber in seinen frühen Werken ist ebenso deutlich der Einfluss von Spinello Aretino zu sehen, einem der prägenden Repräsentanten des sogenannten „Neo-Giottismus“ in Florenz. Dieser hatte sich seit dem letzten Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts entschieden einer „Renaissance“ der plastischen Formen Giottos angeschlossen. Eine zuweilen krude wirkende Abstrahierung nach Giotto ist kennzeichnend für Bicci di Lorenzos frühes Schaffen um 1415-1420. Hierzu sind die beiden bereits erwähnten Berliner Flügel zu zählen, ebenso wie die jüngst aus einer Privatsammlung bei Sotheby´s in New York (29.1.2015, Lot 113) versteigerten Rundbildchen einer Predella. Nach 1420 wiederum macht sich in Biccis Malerei der Einfluss von Gentile da Fabriano bemerkbar, Zeichnung und Form in den Werken werden gelöster, schlanker und im Charakter verfeinert.
Daher kann zusammenfassend festgestellt werden, dass unsere Täfelchen einem um 1420 gemalten Flügelaltar entstammen müssen, der für die Privatandacht eines Benediktiners oder einer Benediktinerin gedient haben wird. Der Umstand, dass die beiden Tafeln - wenn zusammengefügt - eine durchgehende Schollenlandschaft erkennen lassen, deutet darauf hin, dass es sich hierbei wahrscheinlich um die Rückseite der Außenflügel handelt und sie somit die Ansicht des Altares im geschlossenen Zustand zeigen.

Zertifikat

Prof. Dr. Gaudenz Freulder, Zürich, März 2015.

Provenienz

Joseph Clemens Prinz von Bayern. - Bayerische Privatsammlung.